Eine Woche vor Wahl spitzt sich Zweikampf zwischen ÖVP und SPÖ zu, FPÖ droht Absturz.
Wien/Brüssel. Als wäre die EU-Wahl nicht ohnehin schon spannend genug gewesen, wird sie durch das Beben rund um HC Straches Rücktritt und der Neuwahl jetzt endgültig zum Herzschlagfinale.
In der Research-Affairs-Umfrage für ÖSTERREICH (1.000 Befragte, 9.–15. Mai) – die freilich vor dem Bekanntwerden des Strache-Videos durchgeführt wurde – liegt die ÖVP weiter unverändert mit 29 % um 2 Prozentpunkte vor der SPÖ, die bei 27 % liegt. Die FPÖ liegt in der Umfrage noch bei 23 %. Alle Demoskopen gehen aber davon aus, dass sie aufgrund des Strache-Videos verlieren wird, vielleicht sogar unter 20 % fällt. Die entscheidende Frage ist nun: Wie viele der FPÖ-Wähler wechseln jetzt zur ÖVP, zur SPÖ und wie viele bleiben überhaupt zu Hause?
Thriller bei sicheren Wählern. Dramatisch sind die Research-Affairs-Ergebnisse allerdings, wenn man sich jene Wähler ansieht, die „ganz sicher“ zur Wahl gehen. Hier liegt die ÖVP mit 28 % nur noch einen Prozentpunkt vor der SPÖ mit 27 %.
Und: 32 % der Wähler sind eine Woche vor der Wahl überhaupt noch unentschlossen – ein extrem hoher Wert.
Spannend sind die Zielgruppen-Details: Während Männer ÖVP wählen (30 %), liegt die SPÖ bei den Frauen auf Platz 1 (30 %).
Wien entscheidet Wahl. Für die SPÖ entscheidet sich die EU-Wahl in Wien. Dort liegt sie derzeit bei 30 %. Schafft es Schieder – mit der Hilfe von Wiens Bürgermeister Ludwig – in Wien nach der Strache-Affäre gegen die Regierung zu mobilisieren, dann ist für die SPÖ Platz 1 drinnen. Die EU-Wahl wird endgültig zum Krimi!
FPÖ-Kollaps: ÖVP könnte abheben
Was bedeutet die kollabierende FPÖ für eine Neuwahl? Die ÖVP ist extrem im Vorteil.
Wien. 34 % bringt die ÖVP von Sebastian Kurz in der aktuellen ÖSTERREICH-Umfrage (Research Affairs, 1.000 Befragte vom 9.–15. Mai 2019, max. Schwankung 3,2 %) auf die Waage – und zwar bei einer Umfrage, die vor den Ereignissen rund um das Ibiza-Video gemacht wurde. Klar, dass die FPÖ mit 23 % nicht schlecht lag – und sich nach den Wellen rund um das Rattengedicht durch den EU-Wahlkampf von Harald Vilimsky zuletzt wieder erholt hatte.
Das kann sich die FPÖ wohl jetzt abschminken, wären in rund drei Monaten Neuwahlen, muss man von einer kollabierenden Partei ausgehen.
Doch wohin würden die FPÖ-Stimmen gehen? Hauptwahlmotiv für die blauen Wähler ist die harte Ausländer-Politik, die Strache und Innenminister Herbert Kickl immer mehr vorangetrieben hatten.