Interview zu Hass-Kommentaren

Ex-Grüne Maurer: "Österreich verrohter als Deutschland"

Teilen

Sigi Maurer hält Hass-Botschaften im Netz in Österreich für "oft drastischer" als in Deutschland.  

Die ehemalige Nationalrats-Abgeordnete der Grünen gab der "Süddeutschen Zeitung" ein ausführliches Interview zu Hass-Kommentaren im Netz. Sie selbst hatte erst im Frühjahr 2018 obszöne Nachrichten von einer offiziellen Seite eines Wiener Lokals auf ihrem Account. Maurer veröffentlichte daraufhin die Nachrichten und den Namen des Lokal-Besitzers. Dieser klagte und bekam Recht. Es sei nicht klar, ob er oder jemand anderer Urheber der Nachrichten gewesen sei. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Ländervergleich

Mit dem Fall wurde die Debatte um sexuelle Belästigung und Hass-Botschaften im Netz angeheizt. In der "SZ" zog Maurer nun Länder-Vergleiche bei Hass im Netz. Wo sei offen gezeigte Frauenfeindlichkeit größer - in Deutschland oder Österreich?, fragte die Zeitung. Maurer dazu: 

"Generell kann man feststellen: Frauenfeindlichkeit ist ein Phänomen des Patriarchats und das existiert in unterschiedlichen Ausprägungen in allen Ländern. Journalistinnen, die ja verstärkt Ziel von Anfeindungen werden, haben mir allerdings erzählt, dass es in Deutschland etwas anders zugeht: Dort sind die Anfeindungen seltener extrem krass und mit Gewaltandrohungen verbunden. In Österreich ist da mehr Hass."

Worauf sie das zurückführe? "In Österreich sagen Politikerinnen und Politiker Dinge, für die man in Deutschland schon dreimal zurückgetreten wäre. In Österreich bleibt das meistens aus. So etwas wirkt sich natürlich auch auf die Gesellschaft eines Landes aus. Es geht nicht nur um Sprach-Verrohung, sondern auch um rhetorische Fähigkeiten. Es ist bezeichnend, dass AfD-Leute geradere Sätze herausbringen als das FPÖ-Spitzenpersonal", sagt Maurer. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.