Stadler, erster Vorsteher der FPÖ, möchte türkische Shops "besser verteilen".
Paul Stadler ist im Stress. Ständig läutet sein Telefon, die Mailbox quillt über. 19 Jahre lang war der Freiheitliche in Simmering Bezirksvorsteher-Stellvertreter. Mit der Wien-Wahl ist der Bezirk, der Jahrzehnte lang in SPÖ-Hand war, Blau geworden - und Stadler nun designierter Chef. Er hofft auf die Fairness der Roten und auf weniger türkische Shops in der Simmeringer Hauptstraße.
Die Bezirksbewohner seien jedenfalls schon voller Tatendrang: "Die Bürger haben mir schon Hunderte Mails geschickt, wie wir Simmering neu gestalten können." Ein Ingenieur habe etwa auf 75 Seiten dargelegt, wie die U-Bahnlinie 3 mittels Terrassenlegung nach Kaiserebersdorf verlängert werden könnte, die Kosten berechnet und eine Finanzierung ausgearbeitet.
"Little Istanbul" verursacht "Unbehagen"
Ein besonderes Anliegen ist dem 58-Jährigen die Simmeringer Hauptstraße, die abschnittsweise bereits "Little Istanbul" genannt werde, so Stadler: "Sie haben auf einer Hauptstraße ein türkisches Geschäft neben dem anderen. Das verursacht natürlich Unbehagen. Wenn Sie als Österreicher da durchgehen - du hast nur mehr türkische Geschäfte. Wären die auf den Bezirk verteilt, würden sie nicht so auffallen." Er werde Möglichkeiten suchen, "um den Hebel anzusetzen, um das Ganze lockerer zu gestalten". Was das konkret bedeutet, ließ er vorerst offen - wobei er zugleich versicherte, kein Problem mit den ansässigen Türken zu haben: "Die sind da, die sind fleißig, die arbeiten, die zahlen ihre Steuern. Gegen die hat kein Mensch was. Wirklich nicht."
Flüchtlingshilfe für Stadler eine Frage der Kosten
Auch gegen Flüchtlinge habe er per se nichts - wenn es sich um Kriegs- und nicht um Wirtschaftsflüchtlinge handle. Gedanken macht er sich vielmehr um die Finanzierbarkeit der Hilfsbereitschaft: "Jeder hat gesagt, wir müssen herzlich sein. Ja, sehe ich ein, gar kein Thema. Nur, wie können wir uns das leisten? Wir haben keine Arbeit für die. Es gibt jetzt schon das Problem, dass wir Arbeitslose haben und nicht wissen, wo wir mit ihnen hinsollen. Die können wir nicht einmal in irgendwelche Scheinkurse verschieben, denn die kosten auch Geld." Seiner Meinung nach ist die Europäische Union gefragt, um das Problem zu lösen.
Was die Flüchtlingsquartieren in seinem Bezirk betrifft, so wünscht Stadler, dass er und die Bevölkerung darüber informiert werden - was in der Vergangenheit nicht geschehen sei: "Ich glaube, der Simmeringer ist mündig, der weiß um was es geht." Ausreichend Information und Unterstützung bekommt er hingegen von seiner eigenen Partei, der FPÖ: "Wir arbeiten auf breiter Basis zusammen." So werde sie ihm "wahrscheinlich einen Art beratenden Sekretär" zur Seite stellen. Mit seinem Chef, Heinz-Christian Strache, habe er "eine gute Aussprache".