Tresorfund in Pension

Goldbarren-Affäre: oe24 hat die Gold-Akte

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Osttiroler Pension stand 5 Stunden unter Beobachtung, bevor Ermittler die Razzia starteten.

St. Jakob. Unter der Geschäftszahl 3.591.276/1-II/BK/3.1 beschreiben die Ermittler minutiös jene Razzia in einer Osttiroler Pension, bei der die Goldbarren der FPÖ entdeckt wurden. ÖSTERREICH liegt der Akt vor:
 
Seit 5 Uhr früh beobachteten die Beamten am 12. August dieses Jahres das „Zielobjekt“, also die Pension Enzian in St. Jakob in Osttirol. Um 8.57 Uhr hieß es dann: „Einschreiten“, wobei zunächst nur die Wirtin und ihr Mann angetroffen wurden. Sie bestätigte den Ermittlern, dass sich in ihrem Haus zwei Tresore des Freiheitlichen Bildungsinstituts befinden. Zu dem abgesperrten „Archiv“, wie sie es nennt, hat sie laut Einvernahmeprotokoll (siehe rechts) den einzigen Schlüssel.
 
 
Nach Rücksprache mit einem Steuerberater, auf den die Wirtin als Kontaktperson verwies, öffneten die Ermittler die Tresore und stießen dort auf drei Metallkassetten. Um sie zu öffnen, musste der heutige Parteichef der FPÖ Wien anreisen. Zum Vorschein kamen, wie berichtet, 30 Goldbarren im Wert von rund 600.000 Euro.
 

Gold "nicht für externe ­Lagerung geeignet"

 
Zuvor hatte der Steuerberater „dringend ersucht“, die Kassetten nicht zu beschädigen, „da der Inhalt nicht für eine externe Zwischenlagerung geeignet ist“.
Die FPÖ erklärt, die Goldbarren bei der Bank gekauft zu haben. Auffällig sind Zahlungsflüsse der FPÖ Wien in den Rechenschaftsberichten von 2013 bis 2017 in der Höhe von 3,5 Mio. Euro an „parteinahe Organisationen“.
 

3,5 Mio. Zahlungen an 
FPÖ-nahe Organisationen

 
Darunter fallen etwa der Ring Freiheitlicher Jugend, der Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender und das Bildungsinstitut St. Jakob. Zum Vergleich: Die SPÖ zahlte „nur“ 1,1 Mio. Euro an parteinahe Organisationen“. Neos-Wien-Chef Christoph Wiederkehr: „Wir wollen von der FPÖ wissen, wie viel Geld sie noch in die Pension in Osttirol gesteckt hat.“ Die FPÖ Wien war nicht erreichbar.
 

Wirtin: "Wusste nicht, was in Tresoren ist"

40 Minuten wurde die Wirtin der Pension Enzian einvernommen. Sie schildert, dass „die Tresore vor ca. 3, 4 oder 5 Jahren aufgestellt wurden“. Es gebe „nur diesen einen Tresorraumschlüssel in St. Jakob“. Die Wirtin wusste laut ihren Angaben nichts von den Goldbarren in ihrem Haus. „Ich habe keine Kenntnis darüber, was in den Tresoren verwahrt wird.“ Der Raum sei „alarmgesichert“, habe eine „Direktverbindung zur Polizei“.
 

Strache: Wut-Posting für FPÖ-Mann Sidlo

 
„Haltlos“ – so nennt Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Vorwürfe in der Casino-Affäre.
 
Gegen Strache wird in der Casino-Affäre ja wegen Bestechlichkeit bzw. Bestechung ermittelt – in einem Facebook-Posting wies Strache am Freitag Vorwürfe zurück – „haltlos“ war das zentrale Wort.
 
Lanze für Sidlo. Und nicht nur das: Strache brach eine Lanze für den umstrittenen Casino-Vorstand und Ex-FPÖ-Politiker Peter Sidlo. Dabei hatte ein Personalberater sowie auch ein ehemaliger Arbeitgeber Sidlo für den Casinos-Job als unqualifiziert beschrieben. Strache ist da anderer Meinung: Er sei der festen Überzeugung, „dass verantwortliche Positionen in Staatsbetrieben und staatsnahen Betrieben durch Personen besetzt werden sollten, die auch Erfahrung in der Privatwirtschaft haben“. Deshalb habe er sich für die Bestellung von Sidlo eingesetzt, so Strache.
 
Nicht seine Entscheidung. Am Ende will Strache mit dem Deal dann doch nichts zu tun gehabt haben: „Die Entscheidung oblag aber nicht mir, ­sondern dem Aufsichtsrat der CASAG“.
 
Debora Knob
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