Innsbrucks Bürgermeister hält Regelungen bei Kulturveranstaltungen 'weder für praktikabel noch nachvollziehbar'.
Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) gehen die Lockerungen in der Coronakrise offenbar zu langsam. Er plädierte im Gespräche mit der "Presse" (Online) für schnellere Lockerungen, weil "mittlerweile jeder die beiden wichtigsten Maßnahmen, nämlich einen Meter Abstand zu anderen zu halten und auf Händehygiene zu achten, verstanden hat".
"Solange die Menschen diese Regeln befolgen, ist es für das Virus so gut wie unmöglich, sich auszubreiten", meinte Willi weiter. Er stellte auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zumindest teilweise infrage. In geschlossenen Räumen habe dies zwar durchaus seine Sinnhaftigkeit, im Freien sei die Wirkung von Masken aber vernachlässigbar. "Sie zu tragen ist sinnlos", so das Urteil des Innsbrucker Bürgermeisters.
Möglichkeit für Veranstaltungen
Willi forderte außerdem, Möglichkeiten zu schaffen, dass Veranstaltungen stattfinden können. Die geplante Regel, wonach nicht mehr als eine Person pro zehn Quadratmeter zugelassen wird, ist laut Willi aber "weder praktikabel noch nachvollziehbar". Mit einem Meter Abstand und Masken könnten Theater- und Konzertveranstaltungen auch in geschlossenen Räumen sofort wieder stattfinden. Schauspieler, die einander näher kommen, könnten etwa zuvor getestet werden, schlug Willi vor.
Der Bürgermeister plädierte zudem dafür, den Begriff Gesundheit "umfassender" zu denken. Gesund zu sein bedeute nicht nur, frei vom Coronavirus zu sein. "Um sich gesund zu fühlen, braucht die Bevölkerung neben wirtschaftlicher Sicherheit auch psychische Gesundheit, eine sportliche Betätigung sowie kulturelle und Freizeitangebote", so Willi. Auch in Sachen Reisefreiheit sprach sich der Stadtchef für eine schnellere Lockerung aus. "Länder mit wenigen Infizierten sollten bilateral Vereinbarungen treffen und gegenseitig Urlauber zulassen", meinte er.
In der viel kritisierten Causa Ischgl räumte der Innsbrucker Bürgermeister den Verantwortlichen ein, jedenfalls versucht zu haben, das Richtige zu tun. "In Ischgl haben die Verantwortlichen mit dem damaligen Wissen versucht, die Ausbreitung einzufangen. Das ist nicht gelungen. Zu den verhängnisvollen Ereignissen kam es auch, weil Mitte März ein Urlauberschichtwechsel bevorstand", erklärte Willi. Es seien aber auch Fehler gemacht worden, die nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen. Après-Ski-Bars, wie es sie bisher gab, wird es laut dem Stadtchef in Zukunft nicht mehr geben, in einer "neuen, kultivierteren Form" aber wahrscheinlich schon. "Es spricht nichts dagegen, sich nach einem Skitag mit Freunden zusammenzusetzen und ein Bier zu trinken", sagte Willi.