Kanzler nach Sachslehner-Rücktritt unter Druck

Hass-Duell zwischen ÖVP und Grünen

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Sachslehner-Rücktritt stürzt die ÖVP ins Chaos – und die ­Koalition in eine neue Krise. 

Wien. Am Sonntag schaltete Karl Nehammer auf business as usual. „In Zeiten wie diesen haben die Menschen andere Sorgen als parteipolitische Befindlichkeiten“, spielte er gegenüber ÖSTERREICH den Rücktritt seiner Partei-Generalin herunter, die eigentlich engste Vertraute und Hitzeschild für ihn, den Parteichef, sein sollte. Doch in Wahrheit stürzte der Abgang Sachslehners die ÖVP und die Koalition in die nächste Existenzkrise.

Klimabonus als Streitfall. Sachslehner war am Samstag zurückgetreten, weil sie zurückgepfiffen wurde. Dankbar hatte die Kurz-Getreue die Idee der Tiroler VP aufgeschnappt und die Auszahlung des Klimabonus an Asylwerber verteufelt. Dabei beschloss ihre Partei das 2021 selbst mit. Als sich die Grünen widersetzten, sah Sachslehner „rote Linien überschritten“. Doch Klubchef August Wöginger wollte die Koalition nicht ge­fährden – und desavouierte Sachslehner Freitagabend nach Protest von Grün-Klubchefin Sigrid Maurer.

Samstag, kurz nach 10, verkündete Sachslehner: „Das ist nicht mehr meine Welt“ und nicht mehr die „Werte“ der Kurz-ÖVP. Die Wienerin geht aber nur als General­sekretärin – 7.400 Euro fürs Wiener Landtagsmandat hat sie weiter. Wie seinerzeit Elisabeth Köstinger wirft Sachslehner zu einem Zeitpunkt hin, da es um den Kanzler nicht gut bestellt ist: eine „Eli 2.0“ also.

»Die beiden sollen sich so richtig befetzt haben«

Krach mit Nehammer. Wie ÖSTERREICH aus der ÖVP erfuhr, soll es Freitagabend zum finalen Krach mit dem Kanzler gekommen sein. Nach dem Wöginger-Eklat soll Sachslehner sich bitter beklagt haben. „Die beiden haben sich richtig befetzt“, so ein ÖVP-Insider. Da dürfte ihr gedämmert sein: Lange hat sie den Job nicht mehr.

Tiefer Riss. Tatsächlich streute die Nehammer-Fraktion, Sachslehner wäre ohnehin nach der Tirol-Wahl abgesetzt worden – da ging sie lieber selbst unter dem größtmöglichen Schaden. In der ÖVP betonte man auch, Sachslehner habe den Klimabonus-Zwist allein eskaliert – da müsse die Entourage von Ex-Kanzler Kurz dahinter stehen. Allerdings erhielt Sachslehner Applaus nicht nur aus den Ländern. Die Partei ist also zerrissen.

Nehammer ist jetzt noch beschädigter, als er es ohnehin schon war. Und: Die Zusammenarbeit mit den Grünen wird noch wackeliger. Egal, wie die Partei zu Sachslehner gestanden ist – nach Kurz, so die ÖVP-Lesart, haben die Grünen jetzt der Partei die nächste Politikerin rausgeschossen. Da sinnt man auf Rache. Schon vor dem Sachslehner-Aus rüttelten Landeshauptleute an der CO2-Bepreisung, jetzt werden erneut Rufe laut. Die türkise Rache kommt also spätestens beim nächsten Umweltgesetz … 

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