Oberösterreicherin ohne Sozialversicherungs-Erfahrung scheiterte an Reform-Resistenz.
Ohne große Erfahrungen in der Sozialversicherung war sie 2015 angetreten, nun wirft die erste Frau in dieser Spitzenfunktion schon wieder das Handtuch: Ulrike Rabmer-Koller (50) gab am Donnerstag den Rückzug aus der Führung des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger bekannt. Nicht einmal eineinhalb Jahre hatte es gedauert, bis sie von der Reformresistenz des Systems überzeugt war.
Zuletzt hatte sich die ÖVP-Repräsentantin noch für einen ideologiefreien Diskurs für Reformen in der Krankenkassenlandschaft samt dem Opfern von "Heiligen Kühen" ausgesprochen und Kritik an der von Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) ausgeschriebenen Studie geübt. Die Themen Zusammenlegungen von Trägern, Selbstbehalte, Prävention und Leistungsharmonisierung müssten sachlich besprochen, verhandelt und dann umgesetzt werden, forderte sie wiederholt. Unter der Leitung der Oberösterreicherin kommt es dazu nun nicht mehr.
Erfahrung im Sozialversicherungsbereich bzw. der Gesundheitspolitik auf Bundesebene hatte die Unternehmerin und ÖVP-Wirtschaftsbündlerin bei ihrem Antreten im Dezember 2015 nicht vorweisen können. Sie war aus dem Hut gezaubert worden, als ihr Vorgänger Peter McDonald (der auf Erfahrung als Chef der Freiberufler-Kasse SVA verweisen konnte) nach nur einem Jahr als Generalsekretär in die ÖVP-Zentrale wechselte. Dass dies ein Nachteil sei, bestritt Rabmer-Koller bei ihrem Antreten. Es handle sich um eine Managementfunktion, und sie bringe jahrelange Erfahrung als Managerin, Unternehmerin und Interessensvertreterin mit, argumentierte sie damals.
Immerhin hatte sie sich als Interessensvertreterin in der Wirtschaftskammer einen Namen gemacht. Rabmer-Koller war seit 2003 Vizepräsidentin in Oberösterreich und wechselte 2015 als Vizechefin der WKÖ nach Wien. Davor war sie in ihrer Heimatgemeinde Altenberg bei Linz Vorstandsmitglied der örtlichen Raiffeisenbank und Aufsichtsrätin der Raiffeisenlandesbank AG in Linz.
Politisch verankert ist Rabmer-Koller im ÖVP-Wirtschaftsbund, wo sie ab 2007 Mitglied des oberösterreichischen Landesvorstandes war. Dem Wirtschaftsbund hatte sie auch ihre Wahl an die Spitze des Hauptverbandes zu verdanken. Von 1997 bis 2005 saß Rabmer-Koller im Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde Altenberg.
Beruflich ist die studierte Betriebswirtin im Familienunternehmen, der Rabmer-Gruppe in Altenberg, tätig. Seit 2002 führt sie den 1963 von ihren Eltern gegründete Betrieb, der vor allem in den Branchen Hoch- und Tiefbau sowie Umwelttechnik aktiv ist.
Die am 6. August 1966 in Linz geborene Ulrike Rabmer-Koller ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Als persönliche Interessen führt sie Reisen, Kunst und Sport - vor allem Laufen, Radfahren und Schifahren - an.