Gabriele Tamandl ist über die Offenheit von Karas "not amused".
Die interimistische Wiener ÖVP-Chefin Gabriele Tamandl ist über Othmar Karas "not amused". Der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament hatte dem "Standard" interne Anfragen bestätigt, ob er als Parteiobmann nach Wien wechseln würde. Tamandl bestätigte diesbezügliche Gespräche am Donnerstag der APA und übte Kritik an Karas' Vorgehensweise: "Wenn man Gespräche führt, erwartet man sich, dass jeder das für sich behält, bis eine Entscheidung gefallen ist." Dass sich Karas damit als künftiger Parteichef selbst disqualifiziert habe, wollte sie so nicht verstanden wissen - allerdings: "Er hat sich damit keinen guten Dienst erwiesen."
Gespräche
Am Vormittag wollte man die Gespräche zwischen Karas und Tamandl sowie der Wiener Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank noch unkommentiert lassen. Tamandl sagte nun, dass mit dem Delegationsleiter geredet worden sei, betonte allerdings, dass es mit mehreren Personen Gespräche gegeben habe.
"Bei mir laufen die Telefone heiß", berichtete die Interimschefin: "Spitzenfunktionäre und Entscheidungsträger wollen von mir informiert werden, bevor irgendetwas öffentlich gemacht wird." Die Ansage von Karas "hat viele verschreckt". Man habe früher in der Wiener Partei immer wieder das Problem gehabt, dass aktuelle Befindlichkeiten über die Medien ausgerichtet würden. "Ich dachte mir, dass ich es als geschäftsführende Parteiobfrau geschafft hätte, das loszuwerden", so Tamandl. Sie erwarte sich, dass sich jeder daran halte, dass interne Gespräche als solche behandelt würden. Karas' Vorgangsweise sei "kontraproduktiv".
Irritiert
Leicht irritiert zeigte sich Tamandl auch über Forderungen, die Karas an einen eventuellen Wechsel von Brüssel nach Wien geknüpft haben soll. "Die Forderung nach einem Ministeramt halte ich für völlig überzogen", stellte Tamandl klar. Parteichef Michael Spindelegger habe sich ein Team zusammengestellt, das sehr gut arbeite. Einem personellen Durchgriffsrecht in der Wiener Volkspartei, das der EU-Parlamentarier ebenfalls als Bedingung genannt haben soll, kann die Interimsobfrau ebenfalls nicht viel abgewinnen. Das wäre ein "Rückschritt", da man sich ja vorgenommen habe, die eigenen Leute nun stärker in Entscheidungen einzubinden: "Wir brauchen nicht jemanden, der sagt: 'Ich sag Euch jetzt, was Sache ist.'"