FPÖ-Obmann will sich mit Vorgänger Strache am liebsten nicht mehr beschäftigen.
Wien. Lob für den aus Politik und Partei ausgeschiedenen Johann Gudenus hat FPÖ-Obmann Norbert Hofer übrig: "Gudenus hat sich im Nachfeld von Ibiza wie ein Herr verhalten", so Hofer im APA-Interview. Mit dem weiteren "Hauptdarsteller" im Video, Heinz-Christian Strache, will sich dessen Nachfolger am liebsten nicht mehr beschäftigen. Die Parteireform wurde wegen der Coronakrise auf Jahresende verschoben.
Strache und Gudenus sind am ersten Tag des Ibiza-Untersuchungsausschusses als Zeugen geladen. Interessant ist für Hofer allerdings das vollständige Ibiza-Video, das nun in den Händen der Ermittler liegt. Auch der FPÖ-Chef würde gerne das Material sehen und hofft auf eine baldige Übermittlung des Materials ans Parlament: "Das wäre schade, wenn es so lange dauert, denn der U-Ausschuss müsste schon sehen, worüber man spricht."
Auch Hofer selbst ist für den 2. Juli als Auskunftsperson geladen. "Ich werde nach bestem Wissen und Gewissen jede Frage beantworten", kündigt er an. Am Vorwurf der Befangenheit gegen den Ausschussvorsitzenden, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), will sich der FPÖ-Obmann und Dritte Nationalratspräsident auch darum nicht beteiligen. Ausgeschlossen sei aus diesem Grund auch, dass Hofer selbst den Vorsitz übernehmen könnte.
Strache Konkurrent bei der Wien-Wahl
Von Strache erwartet sich Hofer nichts Neues im Ausschuss. Dass dieser nun ausgerechnet zum Konkurrenten bei der Wien-Wahl wird, lässt dessen Nachfolger kalt: "Ich habe für mich beschlossen, mich nicht mehr mit dem zu befassen, was der ehemalige Obmann jetzt tut. Weil ich war monatelang damit befasst im Nationalrats-Wahlkampf und das reicht für ein ganzes Leben."
Überhaupt heiße der Gegner in Wien Rot-Türkis-Grün, "das sind die Player, die für uns wesentlich sind", findet Hofer. Daher wolle man sich in Wien auch gar nicht erst in eine Auseinandersetzung mit dem "Team Strache" begeben: "Das ist ja genau das, was die DAÖ will: polemisieren um dann auf Basis dieser Auseinandersetzung stärker zu werden. Das wäre unsinnig." Von Straches Detektivrechnungen auf Kosten der Partei hat Hofer laut eigener Aussage nichts gewusst.
Die neuen Compliance-Regeln für die Partei sollen nun nach einiger Verzögerung durch die Coronakrise Ende des Jahres vorliegen, ebenso wie die neuen Aufnahmerichtlinien für Mitglieder. Deren Weltbild solle nämlich auch ins Parteiprogramm passen: "Wenn jemand sagt, er ist für Beschränkungen, es brauche mehr Staat und Verbote, dann sage ich, du kommst wahrscheinlich von einer Partei, von der du enttäuscht worden bist. Unser Weltbild ist ein anderes."
Der Doppelbelastung als Parteichef seit seiner Übernahme der burgenländischen Landesgruppe hält Hofer vorerst noch Stand. "Ja, es kommt ein bisschen was dazu", meint er nur dazu. Nach der Corona-Auszeit könnten die Gremien nun nach und nach zusammentreten. Zum ehemaligen Koalitionspartner SPÖ meint der FPÖ-Obmann, dass absolute Mehrheiten nichts Gutes seien. "Aber ich bin davon überzeugt, dass bei der nächsten Wahl im Burgenland sich die Verhältnisse wieder korrigieren werden."