Der Tod eines Kleinkindes nach einem Hundebiss hat eine sehr emotionale Diskussion entfacht.
In der Nacht auf Freitag brach nicht nur für die Eltern des kleinen Waris (1) eine Welt zusammen. Wie berichtet, hatte der Rottweiler einer betrunkenen Nachbarin den Buben so heftig und schlimm in den Kopf gebissen, dass er trotz aller Bemühungen der Ärzte 17 Tage danach verstarb.
Ministerin überlegt Strafen ab 0,5 Promille
Schon im ersten Posting nach dem Schicksalsschlag fordert Waris’ Vater, ein U-Bahn-Fahrer mit indischen Wurzeln: „Bitte nehmt Rücksicht auf die unschuldigen Menschen da draußen, schaut bitte, dass zumindest ein Beißkorb drauf ist.“
Daraufhin kündigte FPÖ-Ministerin Beate Hartinger-Klein einen runden Tisch mit allen Ländern an, der in zwei Monaten stattfinden soll. Dafür werden bereits Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet, etwa eine Alkoholgrenze fürs Gassigehen – wer mehr als 0,5 Promille getankt hat, soll dafür gestraft werden können.
Rottweiler-Besitzerin drohen bis zu 3 Jahre Haft
Für Waris’ Eltern ist dieser Vorschlag zu wenig: „Wer soll das kontrollieren?“ Und: „Muss erst dem Kind eines Politikers etwas passieren, damit die Gesetze geändert werden?“ Vater Raman C., seine Frau und die Großeltern fordern nicht nur aufgrund der großen Trauer eine Beißkorb- UND Leinenpflicht für alle Hunde. Notfalls will die Familie sogar dafür demonstrieren (siehe Interview rechts).
Auch Rottweiler-Klub für Beißkorbpflicht in Wien
Auch Georg Sticha, Vizechef des Rottweilerklubs, fordert jetzt eine Beißkorbpflicht: „Die Leine reicht etwa in Einkaufszentren, auf Spielplätzen oder in Parks nicht, die kann dem Besitzer ja auskommen.“
Der 48-jährigen Hundebesitzerin, die per Brief mit der Familie Kontakt aufnehmen wollte (die Eltern haben das Schreiben ungelesen vernichtet), drohen wegen fahrlässiger Tötung bis zu drei Jahre Haft.
Waris' Vater: "Werden sogar demonstrieren"
ÖSTERREICH: Wie geht das Leben jetzt für Sie weiter, nach dem tragischen Verlust Ihres Sohnes?
Raman C.: Das Leben hat für mich und meine Frau eigentlich keinen Sinn mehr. Wir haben unser unschuldiges Kind verloren. Vor allem meine Frau leidet sehr darunter. Ihr geht es psychisch sehr schlecht. Wir können einfach nicht glauben, dass er für immer weg ist. Er war unser Ein und Alles. Aber jetzt werden wir darum kämpfen, dass keinem Kind mehr so etwas Schreckliches widerfährt.
ÖSTERREICH: Was verlangen Sie konkret?
Raman C.: Eine Alkoholgrenze fürs Gassigehen finde ich einen Witz. Wer soll das kontrollieren? Ich will, dass eine Leinen- und Beißkorbpflicht in den Städten eingeführt wird. Wenn sich nichts ändert, werden ich und meine Familie dagegen demonstrieren. Ich habe meinen Sohn verloren wegen einer verantwortungslosen Hundehalterin. Das hätte man mit einem simplen Beißkorb verhindern können. Mein Sohn würde jetzt zum Beispiel mit mir spielen und lachen. Wenn wir unsere Forderung durchbringen, zaubern wir meinem kleinen Engel vielleicht damit ein Lächeln ins Gesicht.
ÖSTERREICH: Haben Sie die Hundehalterin schon getroffen?
Raman C.: Ich habe sie einmal gesehen und bin einfach weitergegangen. Ehrlich gesagt möchte ich sie nie wieder sehen. Sie ist schuld, dass zwei Leben ausgelöscht wurden, das von meinem Sohn und auch das ihres Hundes, der eingeschläfert wurde. Mir tut auch der Hund leid, sein Tod bringt Waris nicht zurück.(A. Simsek)