Zufälle gibt's: Kaum kündigt HC Strache seine Kandidatur in Wien an, taucht ein Papier aus den Akten auf, das ihm nicht hilfreich ist. Auf einem Zettel ist ein Ibiza-Täterkreis skizziert.
Viele Österreicher können sich noch an die große Aufregung im Februar erinnern, als der Bundeskanzler in einem Hintergrundgespräch kritisiert hat, dass immer wieder vertrauliche Aktenteile aus der Justiz an manche Medien verteilt werden - sehr oft genau dann, wenn es zeitlich und politisch "passt".
Jetzt ist wieder eines dieser bisher geheimgehaltenen Details, das nur Staatsanwälte oder Ermittler kennen können, an die Öffentlichkeit gelangt: Ohne zu wissen, von wem das Papier tatsächlich angefertigt worden ist, wird ein sehr wirres Organigramm aus einem Ermittlungsakt gegen Heinz-Christian Strache veröffentlicht, das bei der Durchsuchung des Hauses des Ex-Vizekanzlers im Vorjahr sichergestellt worden ist.
"Netzwerk" aus dem Akt der Justiz
Wie "Der Standard" berichtet, zeige der jetzt aufgetauchte Zettel, dass sich "Straches Akten auf eine Verschwörungstheorie fokussieren": In der Netzwerk-Grafik, die präsentiert wird, sind die Freimaurer, die israelitische Kultusgemeinde die ÖVP Niederösterreich und auch der Verfassungsschutz BVT genannt. Zusätzlich würden darauf Linien zu zahlreichen Namen von angeblichen Tatverdächtifgen führen, die alle ihre Beteiligung an der Erstellung des Ibiza-Videos bisher bestritten haben.
Auch Dossiers über mögliche Mittäter hätte die Justiz bei Heinz-Christian Strache beschlagnahmt - was nicht überrascht, weil der Ex-FPÖ-Chef seit dem 17. Mai des Vorjahres alles daran setzt, die Täter, deren Hintermänner und vor allem deren Finanziers zu finden. Der Anwalt des DAÖ-Spitzenkandidaten meinte zu dem nun aufgetauchten Organigramm, dass es seinem Mandanten als einer von vielen Hinweisen zugespielt worden sei.