Im Jahr 2013 ist ein Nulldefizit bei den Krankenkassen anvisiert. Für die Patienten soll das keine negativen Auswirkungen haben.
Neun Wochen und gut 100 Verhandlungsstunden haben Vertreter der Sozialversicherung und der Ärztekammer für diesen Kompromiss hinter verschlossenen Türen verhandelt: Am Dienstag wurde das Sanierungspaket für Österreichs Krankenkassen auf Schiene gebracht und auch offiziell vom Hauptverband abgesegnet.
Nulldefizit 2013 geplant
Das Ergebnis: In den kommenden vier
Jahren sollen 2,5 Milliarden Euro im System eingespart werden, Ziel ist eine
ausgeglichene Kassenbilanz im Jahr 2013. „Für die Patienten wird unsere
Reform keine negativen Auswirkungen haben. Ganz im Gegenteil: Von einer
Qualitätsverbesserung werden sie sogar profitieren“, ist Hauptverbandschef
Hans Jörg Schelling im Gespräch mit ÖSTERREICH überzeugt.
Die Änderungen im Detail:
- Billigere Medikamente
Ärzte sollen dazu verpflichtet werden, zukünftig ihren Patienten immer das günstigste Arzneimittel zu verschreiben. Das muss nicht automatisch ein Generikum sein, auch billigere Original-Medikamente können verschrieben werden. Auch eine differenzierte Rezeptgebühr soll nun kommen. - Kleinere Packungsgrößen
Zu große Medikamentenpackungen sind laut Hauptverband für zwei Drittel der steigenden Kosten bei Heilmitteln verantwortlich. Sie sollen nun verkleinert werden. - Altersgrenze für Ärzte
Mediziner sollen künftig nicht mehr unbegrenzt tätig sein dürfen: Die Reform sieht eine Altersgrenze (Regelpensionsgrenze plus fünf Jahre) für Ärzte vor. - Praxis-Zusammenschlüsse
Gruppenpraxen, die "Ärzte-GmbHs", sollen künftig gefördert werden. Zugleich sollen Mediziner künftig regelmäßig an interessenunabhängigen Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen müssen. - Längere Öffnungszeiten
Gerade an Tagesrandzeiten und Wochenenden sollen die Ordinationszeiten ausgeweitet und so die überlaufenen Spitalsambulatorien entlastet werden. - Patientenportal
Eine Internetseite soll künftig über Öffnungszeiten, Qualifikationen und Fortbildungen von Ärzten informieren.
Bereits am Donnerstag wird die Bundeskurie der Ärzte ihr offizielles Okay zur Kassenreform geben, spätestens am Montag soll das Papier dem Gesundheitsministerium übergeben werden.
Kritische Stimmen zur Reform kommen von der Pharmaindustrie: „Hier einen Kompromiss auf Kosten von Dritten zu finden ist nicht partnerschaftlich und inakzeptabel“, so Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber zu ÖSTERREICH.
Sparziel nicht erreichbar
Der Gesundheitsökonom Ernest
Pichlbauer und IHS-Gesundheitsexpertin Maria Hofmarcher bezweifeln, dass das
Sparziel von 2,5 Mrd. Euro erreicht werden kann. Man müsse allerdings die
Detailergebnisse des Papiers abwarten.
Das Defizit der Krankenversicherung wird ohne Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2010 auf 264 Mio. Euro und 2011 auf 573 Mio. Euro steigen. In den Jahren 2012 und 2013 würde es auf 737 bzw. 836 Mio. Euro weiter explodieren. In den Berechnungen des Hauptverbandes sind die 100 Mio. Euro aus dem geplanten Strukturfonds ab 2010 bereits berücksichtigt. |