"Würden wir die Voest zusperren, hätten wir unser Klimaschutzziel erreicht", scherzt der Umweltminister.
Trotz Liegegips ließ es sich ÖVP-Landwirtschaftsminister Josef Pröll nicht nehmen, am Mittwochabend in Klosterneuburg zum Thema "Soziale Marktwirtschaft und Umwelt" zu referieren. Quintessenz des Vortrags: Der ökosoziale Gedanke müsse weltweit zum politischen Leitgedanken im Sinne der Lebensqualität werden.
Der Bogen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Verantwortung sei in Europa weitgehend geschlossen, der Klimaschutz rücke nun in den Fokus der internationalen Politik, meinte Pröll. Als Beispiel nannte er den CO2-Ausstoß, der sich seit 1990 durch den Verkehr verdoppelt habe und ein Schadenspotenzial bis zu 10 Mrd. Euro mit sich bringe. Verantwortlich für 50 Prozent des CO2-Ausstoßes seien Pkw-Fahrten unter fünf Kilometer.
"Klimaschutz nicht zum Nulltarif"
Ökostrom und
Alternativenergien seien notwendig, könnten aber nicht zu Marktpreisen
produziert werden, erklärte Pröll: "Klimaschutz zum Nulltarif wird's nicht
geben". Der Minister warnte aber gleichzeitig vor dem Wiedererstarken der
Atomkraftbefürworter, blieb aber pragmatisch: "Alle wollen Klimaschutz,
keiner will ein Kraftwerk". Und: "Würden wir die Voest zusperren, hätten wir
von einem Tag auf den anderen unser Klimaschutzziel erreicht. Trotzdem ist
es mir lieber, sie bleibt, als sie verlagert ihre Produktion nach China".
"Wir können ein Geschäft machen"
Die neuen
EU-Staaten hätten zur Erreichung der EU-Umweltstandards bis 2015 einen
Investitionsbedarf von 120 Mrd. Euro, so Pröll: "Da können wir ein Geschäft
machen". Klar sprach sich der Agrarpolitiker gegen Gentechnik in der
Landwirtschaft aus, plädierte für Sprit sparende Fahrweise und wandte sich
gegen eine Dramatisierung der jüngsten Preiserhöhungen bei
Grundnahrungsmitteln: 1970 habe der Anteil der Nahrungsmittel bei den
Gesamtausgaben der Österreicher 30 Prozent betragen, heute liege er bei 13,3
Prozent.
Jeder müsse tagtäglich vor der eigenen Hütte kehren, zeigte sich Pröll überzeugt. Jeder Konsument sollte sich fragen, ob er Erdbeeren und Trauben im Winter kaufen wolle oder vier Autos in der Garage stehen habe. Gefragt seien aber auch die politischen Entscheidungsträger, etwa im Bereich der Raumordnung oder bei der Gestaltung des öffentlichen Verkehrs.
Seine Verletzung (Bänderriss) habe er sich übrigens beim Radfahren zugezogen, erzählte Pröll, und nicht etwa beim "Vorantreiben des Koalitionspartners".