VP-Chef Kurz hofft auf raschen Abschluss des Koalitionspokers.
In ÖSTERREICH spricht der Außenminister Klartext: Die Russlandsanktionen bleiben vorerst aufrecht.
ÖSTERREICH: Sie sind für Ihren OSZE-Vorsitz gelobt worden. – Ihre Bilanz?
Sebastian Kurz: Es war ein intensives Jahr. Ich bin froh, dass Österreich wieder Ort des Dialogs und Brückenbauer sein konnte. Wir haben es geschafft, die OSZE-Mission in der Ukraine auszubauen, um das Leid der Menschen dort etwas zu mildern.
ÖSTERREICH: Sie werden ja sehr bald aus dem Außenamt scheiden – mit Wehmut?
Kurz: Sollten wir eine Koalition mit der FPÖ zustande bringen, und sollte ich Bundeskanzler werden. Die Tätigkeit als Außenminister war im letzten Jahr sehr intensiv. Ich bin froh, wenn Österreich einen Beitrag leisten konnte. Und ich danke dem gesamten Team für die hervorragende Arbeit.
ÖSTERREICH: Wehmütig?
Kurz: Ich habe versucht, jeden Tag mein Bestes zu geben – und werde das auch weiter tun, in welcher Funktion auch immer ich für die Republik arbeite.
ÖSTERREICH: Sie haben selbst den Konflikt in der Ukraine angesprochen. Gibt es Hoffnung auf eine Lösung?
Kurz: Es gab in Wien Verhandlungen zwischen dem russischen Außenminister Lawrow und US-Außenminister Tillerson. Aber ja, die Situation ist völlig verfahren. Erstes Ziel muss es daher sein, zumindest das Leid der Zivilbevölkerung zu lindern. 3,8 Millionen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – und da ist uns doch einiges gelungen.
ÖSTERREICH: Wird Österreich kommende Woche beim EU-Rat für die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland stimmen?
Kurz: Wir setzen uns für ein besseres Miteinander mit Russland ein. Unser Ziel ist es, die Spannungen abzubauen. Es braucht eine schrittweise Umsetzung der Abkommen von Minsk und eine schrittweise Verbesserung vor Ort – um auf der anderen Seite die Sanktionen schrittweise abzubauen. Solange sich die Situation nicht verändert, solange bleiben auch die Sanktionen aufrecht.
ÖSTERREICH: Wie stehen die Koalitionsverhandlungen? Wann ist mit einem Abschluss zu rechnen?
Kurz: Wir verhandeln sehr intensiv und sehr positiv. Und der Wunsch nach einer positiven Veränderung ist spürbar. Ich hoffe nach wie vor, dass wir die Verhandlungen vor Weihnachten abschließen können.