Dreimal mehr als im 1. Lockdown

Lockdown-Start: 105.000 Schüler weiter in Österreichs Klassen

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Im März waren nur fünf Prozent in der Schule. Gestern stieg die Zahl an.

 

Beim ersten Schul-Lockdown im März waren alle Parteien dafür, die Kinder per E-Learning zu unterrichten. Damals hatten die Schulen auch nur für Kinder aus „systemrelevan­ten“ Familien geöffnet. Fünf Prozent besuchten damals den Unterricht. Gestern kamen im Österreichschnitt immerhin 15 Prozent doch in die Schulen.

Diesmal ist die Schule für alle geöffnet – es gibt aber den Appell, alle Schulstufen per E-Learning zu unterrichten. Zudem fallen diesmal die Sonder­betreuungszeiten, die sich Eltern im März nehmen konnten, weg. SPÖ, FPÖ und Neos sprachen sich zudem stark gegen den Regierungsplan aus, den Unterricht online abzuhalten.

In den einzelnen Bundesländern gehen die Zahlen durchaus auseinander: Just im Corona-Hotspot Oberösterreich ging gestern – Volksschüler und Unterstufe zusammengerechnet – doch ein Viertel aller Pflichtschüler in den Unterricht.

In Wien, wo sich die ­Landesregierung gegen „Schulschließungen“ ausgesprochen hatte, waren es 15 Prozent, im Burgenland gar nur acht Prozent.

Schulstreit geht weiter, viele sind unzufrieden

Ärger. Der zweite Lockdown hat zu viel Unmut geführt. ÖSTERREICH machte sich ein Bild von der La­ge. „Die Eltern sind verunsichert“, klagt eine Volksschuldirektorin.

Eine Lehrerin meint: „Das Homeschooling ist nur etwas für Privilegierte“ (siehe Interviews rechts). Die Aus­lastung an den Schulen sei auch je nach Standort und sozialer Schicht ganz verschieden, berichten Insider.

Lockdown-Start: 105.000 Schüler weiter in Österreichs Klassen
© oe24

Kindergärten sehr gut besucht: bis 80 Prozent

Am meisten Kinder sind in den Kindergärten in Betreuung. In Wien sind am ersten Tag des Lockdowns knapp drei Viertel der Kinder in den Kindergärten erschienen. In weiten Teilen Österreichs bietet sich ein ähnliches Bild, so sind beispielsweise in Vorarlberg in der Stadt Feldkirch rund 80 Prozent in Betreuung.

Volksschuldirektorin über Lockdown: "Eltern sind verunsichert, was sie genau tun sollen"

ÖSTERREICH: Andrea Fischer, wie lief der ­erste Lockdown-Tag in Ihrer Volksschule ab?

Andrea Fischer: Die Eltern ändern derzeit ständig die Angaben zu den Betreuungszeiten ihrer Kinder. Sie sind verunsichert darüber, was sie genau tun sollen. Innerhalb von drei Tagen alles – unter anderem auch mit dem Arbeitgeber – zu organisieren, gestaltet sich für viele Eltern schwierig. Andere wurden hingegen in die Kurzarbeit geschickt und können deshalb ihre Kinder zu Hause betreuen.

ÖSTERREICH: Wie viele Schüler sind am ersten Tag gekommen?

Fischer: Bei uns sind 110 Schüler von 442 Schülern anwesend. Das sind wesentlich mehr Schüler als beim ersten Lockdown im März. Damals kamen höchstens vier Schüler pro Tag zu uns.

ÖSTERREICH: Was ist derzeit die größte Herausforderung?

Fischer: Die Lehrer erfahren gerade eine Doppelbelastung. Einerseits müssen sie die Schüler in den Schulen betreuen, andererseits müssen sie die Schüler zu Hause unterrichten. (mko)

Lehrerin in der Donaustadt: "Homeschooling 
ist für Privilegierte"

ÖSTERREICH: Heidi Sequenz, wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Englischlehrerin im Voll-Lockdown aus?

Heidi Sequenz: Ich bin weiterhin in der Schule. Das Problem ist derzeit, dass erwartet wird, dass wir ­innerhalb des Stundenplanes unterrichten. Es fehlen allerdings Lehrkräfte/Betreuer, damit alle Bedürfnisse abgedeckt werden können. Meiner Meinung nach könnten hier Studenten als Aushilfen eingesetzt werden.

ÖSTERREICH: Welche Kinder kommen derzeit in die Schule?

Sequenz: Distance Learning ist hauptsächlich für Privilegierte möglich, die Platz haben und das nötige Equipment besitzen. Es gibt aber andere Familien, denen das alles nicht zur Verfügung steht.

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