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55 Tonnen Hilfsgüter statt Aufnahme von Kindern

Mega-Jet mit Hilfe für Moria-Flüchtlinge gelandet

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Mit Hilfsflug nach Athen signalisierte Regierung Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge.

Pünktlich um 15.17 Uhr Ortszeit landet am Mittwoch die Antonow 124 in Athen – einer der größten Transportflieger der Welt. Mit an Bord des Luft-Kolosses, der aus Wien-Schwechat kommt: Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und 55 Tonnen Hilfsgüter für die griechischen Flüchtlingslager – insgesamt 150 Paletten.

400 Familienzelte und 2.700 Matratzen

Nehammer übergibt dem griechischen Vizeminister Theodoros Livanios damit 400 voll ausgestattete Familienzelte mit Heizung und Beleuchtung, 2.700 aufblasbare Matratzen samt Polstern und Bettwäsche, 7.400 Decken und 2.000 Hygienepakete.

„Gerade in dieser schwierigen Herausforderung ist es völlig klar, dass wir solidarisch an der Seite Griechenlands stehen“, so der Minister, der hemdsärmelig aus dem Flieger steigt.

Es ist eine Reaktion auf den Shitstorm der vergangenen Tage, der auf die Regierung – und zwar vor ­allem auf die ÖVP – eingeprasselt ist: Österreich verweigert ja die die Aufnahme von 100 Flüchtlingskindern aus dem lager Moria auf Lesbos. Zuletzt kritisierten internationale Medien und Kanzlerin Angela Merkel die scharfe ­Linie von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), weil er keine Kinder aus dem abgebrannten Lager aufnehmen will. Im deutschen Blätterwald fiel sogar der Titel „Herzlos-Kanzler“.

Larissa Eckhardt Athen
© Larissa Eckhardt
× Larissa Eckhardt Athen
ÖSTERREICH-Reporterin Larissa Eckhardt in Athen

Hilfsgelder kamen bei Flüchtlingen nicht an

Kurz sieht sich unter Zugzwang, verdoppelt den Katastrophenfonds für Auslandshilfe auf 50 Millionen Euro und organisiert medienwirksam den Hilfsgütertransport nach Athen. Von hier sollen die Güter auf mehrere Inseln und Lager verteilt werden.

Dass Güter statt Geld fließen, dürfte richtig sein: Denn seit 2014 wurden fast drei Milliarden Euro für die Versorgung und Unterkunft von Migranten und Flüchtlingen von der EU an Griechenland bezahlt. Angesichts der Elends-Bilder, die schon vor dem Brand im überfüllten Zeltlager Moria kursierten, ist klar: Der Großteil der Gelder ver­sickerte anderswo.

Kein Weiterwinken. Die Hilfsaktion soll die Regierung aus den Negativ-Schlagzeilen bringen. Sie zeigt aber auch weiter die klare Haltung des Kanzlers in der Migrations- und Flüchtlingsfrage: kein Weiterwinken in die EU – und Hilfe nur vor Ort.

Larissa Eckhardt

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