Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Chefredakteur Niki Fellner.
Nach dem Parteitag ist vor dem Parteitag. So könnte man das SPÖ-Dilemma zusammenfassen. Die Probleme sind mit der Wahl von Hans Peter Doskozil zum Parteichef nicht kleiner geworden. Im Gegenteil.
● Die SPÖ wird nach links ausrinnen. Viele Linksliberale sehen im „Rechten“ Doskozil einen burgenländischen Kickl-Verschnitt. Eine neue Links-Partei wird die SPÖ bei der nächsten Wahl brutal abräumen - mit einem Wählerpotenzial von 10 Prozent. Liberale und Bildungseliten werden zu den NEOS wechseln und die Grünen werden sich jene Wähler holen, denen Klimaschutz wichtig ist. Die aktuelle Austrittswelle ist nur ein Vorgeschmack, der SPÖ droht ein Desaster.
● Die Hoffnung des Dosko-Lagers, dass man mit einer scharfen Migrationslinie „rechte“ Wähler zurückholen kann, hat sich mit der Harakiri-Ausgrenzung gegen FPÖ und (!) ÖVP in Luft aufgelöst. Kein einziger FP/VP-Wähler wird zu einer SPÖ wechseln, die in einer Ampelkoalition mit NEOS und Grünen sitzt. Ganz zu schweigen davon, dass Kickl und Nehammer die zwischen Doskozil und Babler gespaltene SPÖ beim Migrationsthema vor sich hertreiben können.
Die SPÖ sitzt in der Dosko-Falle: Nach links verliert sie massiv, rechts wird sie mit der Ampel-Ansage nichts dazugewinnen - und wenn Doskozil seine FP/VP-Ausgrenzung zurücknimmt, steht er als Lügner da und hat auch noch ein Glaubwürdigkeitsproblem…