Grasser-Prozess

Meischberger gleich in vier Causen angeklagt

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Ehemaliges Mitglied von Haiders "Buberl-Partie" gleich in vier Causen angeklagt.

Walter Meischberger ist meist gut gelaunt - lediglich wenn es um seine ehemalige Villa in Wien-Döbling geht, ist Schluss mit lustig. Diese musste er verkaufen, um seine Steuerschuld aus der Buwog-Provision zu bezahlen. Es gibt zwar einen unterschriebenen Vertrag über den Verkauf, "außerbücherlicher" Besitzer ist er aber weiterhin, so der Standpunkt des Ex-FPÖ-Generalsekretärs in einem seiner Verfahren im Wiener Straflandesgericht.
 
Und auch sonst überrascht Meischberger gerne Richterin Marion Hohenecker im Grasser-Prozess, wo er als Zweitangeklagter neben Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser sitzt. Meischberger ist sein Trauzeuge und jahrelanger Freund. Doch während Grasser meist schweigsam der Hauptverhandlung folgt, ergreift sein Nachbar gerne das Wort - um sich dann etwas erstaunt zu zeigen, wenn Richterin Hohenecker gewohnt akribisch nachfragt.
 

Meischberger im Grasser-Prozess

Im Gerichtssaal gibt sich der ehemalige Heizungstechniker, der unter dem verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider als Teil der "Buberl-Partie" in der FPÖ Karriere machte, als Netzwerker zwischen Politik und Unternehmen. Damit habe er seinen luxuriösen Lebenswandel inklusive Sportboot in Ibiza finanziert. Hilfreich sei dabei seine Freundschaft zu Grasser gewesen, für illegale Aktivitäten habe er diese aber nicht genutzt, betont er. Und schon gar nicht dazu, um von diesem die Anbotshöhe der CA Immo für die Buwog zu erfahren - während die Staatsanwaltschaft in der Anklage behauptet, der Tipp sei von Grasser gekommen.
 
Der gebürtige Tiroler (Jahrgang 1959) und leidenschaftliche Golfer muss sich neben der Causa Villa und Buwog auch noch in den Anklagepunkten Terminal Tower Linz und Telekom Austria verantworten. Er ist somit der einzige Angeklagte, der bisher an allen Verhandlungstagen anwesend sein musste. Meischberger bekommt Verfahrenshilfe, das heißt sein Anwalt wird vom Staat bezahlt. Nebenbei betreibt er noch als Herausgeber einen Blog zum Prozess, in dem er massive Kritik an der Staatsanwaltschaft, dem teilgeständigen Ex-Geschäftspartner Peter Hochegger und den Medien übt.
 

7,5 Mio. Euro Provision

Der Vater zweier Kinder prägte den wohl bekanntesten Sager in der Causa Buwog, als er bei einem abgehörten Telefonat mit dem Immobilienmakler Ernst Karl Plech fragte "Wo woar mei Leistung?". Dabei ging es allerdings um einen anderen Provisionsfall. Meischberger will nach Eigenangaben 7,5 Mio. Euro Provision für den Verkauf der Bundeswohnungen an die Immofinanz erhalten haben. 2,5 Mio. Euro soll Hochegger kassiert haben. Laut Staatsanwaltschaft vom Grasser-Prozess gab Meischberger aber noch jeweils 2,5 Mio. Euro an Grasser und Plech ab - was diese drei Angeklagten bestreiten.
 
Egal wie das Urteil des Schöffensenates ausfällt - zumindest zwei Freunde haben wieder zueinander gefunden. Zehn Jahre lang hätten sie keinen Kontakt gehabt, meinte Grasser zu Prozessbeginn in Richtung seines Trauzeugen. Eine andere Freundschaft ist dafür zerbrochen - seit dem Teilgeständnis von Hochegger herrscht zwischen ihm und Grasser Eiszeit.
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