Neue ÖABB-Chefin

Erste Kritik an Mikl-Leitners Wahl

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Das Ergebnis fiel doch denkbar knapp aus - und erst im dritten Anlauf.

Die Kür von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zur neuen ÖAAB-Chefin ist nicht so friktionsfrei zustande gekommen, wie das der scheidende Obmann Michael Spindelegger am Dienstag noch glauben machen wollte. Zur Wahl standen insgesamt drei Kandidaten und Mikl-Leitner setzte sich erst im dritten Anlauf gegen Ex-Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka und Justizministerin Beatrix Karl durch. Im Schluss-Entscheid siegte die Innenministerin gegen Lopatka denkbar knapp mit 6:4. Entsprechend sind im ÖAAB auch nicht alle mit dem Ausgang glücklich.

"Ich weiß nicht, warum es immer wieder so ausgehen muss, dass die westlichen Bundesländer nicht zum Zug kommen", machte der Salzburger ÖAAB-Obmann Christian Stöckl keinen Hehl daraus, dass ihm eine andere Entscheidung lieber gewesen wäre. "Unsere Bundespolitik ist nach wie vor viel zu ostlastig", kritisierte der Halleiner Bürgermeister, der am Dienstag nicht persönlich anwesend war sondern seine Stimme via Telefon abgegeben hatte. Er sei aber sicher, dass er mit der neuen Vorsitzenden, die er noch kaum kenne, gut zusammenarbeiten werde.

Zu viel Öffentlichkeit
Dass das Wahlprozedere überhaupt an die Öffentlichkeit gekommen ist, stört den Wiener ÖAAB-Obmann Matthias Tschirf, der laut "Presse" in letzter Konsequenz für Mikl-Leitner votiert hat. Er selbst wolle dazu nichts sagen, betonte er, nur so viel: "Es sind drei exzellente Persönlichkeiten zur Wahl gestanden und es ist eine exzellente herausgekommen." Es sei jedenfalls ein gutes Zeichen, dass es mehrere Kandidaten gegeben hat: "Das zeigt, dass es eine begehrte Position ist."

Gut mit Mikl-Leitner leben kann auch der oberösterreichische AAB-Chef Franz Hiesl, der im Vorfeld betont hatte, die Position mit einer Person besetzen zu wollen, die auch bundespolitisch stark verankert ist. Er traue der neuen ÖAAB-Obfrau viel zu, sie sein kein Neuling und kein Angsthase. Mikl-Leitner werde eine gute und schnell akzeptierte Chefin sein, so Hiesl, der freilich auch anführte, dass diese Unterstützung nicht heiße, dass es nicht auch andere mögliche Obleute gegeben hätte.

Der niederösterreichische AAB-Obmann LHStv. Wolfgang Sobotka bemühte sich, die Person Mikl-Leitner in den Vordergrund zu stellen und nicht ihr Herkunftsbundesland. Es sei ihm keinesfalls darum gegangen, dass eine Niederösterreicherin an der Spitze des Arbeiter- und Angestelltenbundes der Volkspartei stehen müsse, betonte Sobotka: Die frühere Landesrätin "erfüllt ein Anforderungsprofil", sagte er. Für Mikl-Leitner habe etwa gesprochen, dass sie eine "Mittelständlerin" sei und "offen auf Leute zugehen" könne. Es handle sich jedenfalls um keine Entscheidung gegen einen anderen Kandidaten oder ein anderes Bundesland.

Schweigsam blieb man in Vorarlberg, wo der dortige AAB-Chef Rainer Gögele nur auf die einstimmige Abstimmung im Bundesvorstand verwies, die nach der Kampfabstimmung im Kreis der Landesobleute (plus Spindelegger) stattgefunden hatte. Auf diese Entscheidungsfindungs-Gespräche ging Gögele nicht ein. Auch wollte er nicht sagen, für wen er gestimmt hat. Dem Vernehmen nach hat Vorarlberg aber im entscheidenden Wahlgang Mikl-Leitner unterstützt.

Drexler: "schaler Beigeschmack"
Der steirische ÖAAB-Obmann und Landtagsklubchef der VP, Christopher Drexler, zeigt sich nicht unerwartet mäßig zufrieden mit dem Ausgang der Kür der neuen ÖAAB-Chefin. Er sei "zunächst stolz darauf, dass der steirische ÖAAB mit Ministerin Beatrix Karl und dem früheren Staatssekretär Reinhold Lopatka zwei Persönlichkeiten hat, die exzellent für die Führung des ÖAAB geeignet gewesen wären. Ich bedaure, dass sie nicht zum Zug gekommen sind".

Bezüglich der Kampfabstimmung könne man davon ausgehen, dass er für Lopatka (und damit gegen die neue Obfrau Johanne Mikl-Leitner) gestimmt habe. Drexler meinte, er habe nach den intensiven Debatten der letzten Zeit gedacht, dass Karl die Kandidatin von Michael Spindelegger gewesen sei. Lopatka sei ja vom oberösterreichischen AAB-Obmann Franz Hiesl ins Spiel gebracht worden. Er wolle die Sache nun nicht weiter kommentieren, "aber das alles hat zuletzt einen schalen Beigeschmack hinterlassen", so Drexler.

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