Nach Schätzungen können 300.000 erwachsene Österreicher nicht lesen und schreiben. Die Studienergebnisse sollen 2013 vorliegen.
Österreich wird 2009 an der OECD-Studie PIACC (Programm for the International Assessment of Adult Competencies), einer Art PISA-Studie für Erwachsenenbildung, teilnehmen. Dadurch wird voraussichtlich im Jahr 2013 erstmals gesichertes Datenmaterial über die Zahl der Analphabeten vorliegen.
300.000 betroffen
Laut Schätzungen der UNESCO können mindestens
300.000 erwachsene Österreicher nicht lesen und schreiben, das
Unterrichtsministerium hatte diese Daten bei ihrer Veröffentlichung 2005 als
"unbewiesen" kritisiert.
Zahl und Gründe
Die UNESCO hatte in der Vergangenheit
gemeinsam mit Arbeiterkammer und Volkshochschulen wiederholt mehr
Aufmerksamkeit für grundlegende Bildungsdefizite bei Erwachsenen gefordert.
Das Datenmaterial soll die Zahl der Betroffenen und die Gründe für
Analphabetismus im Erwachsenenalter ausweisen. Die Studienergebnisse sollen
2013 vorliegen.
Geldmangel und Zuwanderung
Bisher wollte das
Unterrichtsministerium sein Geld lieber in Alphabetisierungsprojekte als in
eine Studie investieren. Schätzungen über die Analphabeten-Rate wurden daher
aus Zahlen der Nachbarländer hochgerechnet. Valide Zahlen liefert aber nur
die PISA-Studie, der zufolge 2006 21,5 Prozent der Schüler zu jener
Risikogruppe gehören, die nach der Pflichtschulzeit nur unzureichend
sinnerfassend lesen kann. Unter Erwachsenen sind laut UNESCO vor allem
Menschen aus unteren Schichten und Migranten von Analphabetismus betroffen.
Bücher pflücken
Aufmerksamkeit für das Tabuthema will
das Netzwerk Basisbildung mit der Aktion "BookCrossing" erreichen. In allen
Landeshauptstädten Österreichs können Passanten am 8. und 9. September
speziell gekennzeichnete Bücher von Brückengeländern, Bäumen, Häuserfronten
und Litfaßsäulen "pflücken" und an einem anderen Ort wieder "freilassen".
Das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) startet am Weltalphabetisierungstag den viersemestrigen Lehrgang universitären Charakters "Alphabetisierung und Basisbildung". Das erste Modul findet vom 8. bis 12. September statt.
Weltweit 774 Mio. Analphabeten
Weltweit können laut UNESCO immer
mehr Menschen lesen und schreiben. Derzeit sind rund 774 Mio. Menschen von
Analphabetismus betroffen, im Jahr 1994 waren es noch 871 Millionen.