Griechin erhielt binnen 4 Stunden neue Lunge

Organspenden: Schwere Vorwürfe gegen Wiener AKH

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Binnen vier Stunden erhielt eine Griechin (47) im Wiener AKH eine lebensrettende Lunge - während andere Transplantations-Patienten Monate warten müssen. Dass dabei Geld eine Rolle spielte, wird dementiert.

In Unterlagen, die jetzt der "Süddeutschen Zeitung" zugespielt worden sind, finden sich Indizien, dass die griechische Patientin (47) am 8. Oktober nicht wie jeder andere Patient im Wiener Großspital behandelt worden sei: So kam der Name der Patientin, die an einer lebensbedrohlichen Lungenhochdruckerkrankung litt, um 14 Uhr auf die Warteliste für Spenderorgane - und die Frau bekam um 18 Uhr eine Spenderlunge von Eurotransplant. Bei dieser Organisation laufen europaweit alle Informationen über verfügbare Spenderorgane zusammen, die Verteilung erfolgt eigentlich nach strengsten Kriterien, manche Patienten müssen Monate warten, Dutzende sterben während dieser Zeit des Bangens und Hoffens.

17.000 € Privathonorar?

Der griechischen AKH-Patientin soll aber nicht nur der Zufall oder das Glück geholfen haben, deutet die "Süddeutsche Zeitung" an: Laut internen Unterlagen des AKH würde ein namentlich genannter Top-Chirurg (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) für Transplantations-OPs an Nicht-Eurotransplant-Patienten aus Griechenland, Rumänien, etc. 17.000 € pro Eingriff mehr verdienen. Die Kosten der Operation selbst - etwa 100.000 Euro - werden vom AKH Wien verrechnet.
Der beschuldigte Mediziner bestreitet, dass er Profit machen wolle: Er möchte vielmehr die Transplantationen in den bisherigen Nicht-Eurotransplant-Ländern auf die Beine stellen". Auch wären bei einer internen Untersuchung vor zwei Jahren keine Auffälligkeiten aufgetaucht.

17 Lungen für rumänische Patienten

Nicht ganz so unauffällig ist jedoch die Bilanz der Transplantations-Mediziner im Wiener AKH: Während etwa zwischen 2012 und 2015 in Wien 17 gesunde Lungen rumänischen Patienten das Leben retteten, erhielten die AKH-Mediziner in dieser Zeit von dort kein einziges Spenderorgan. Auch sieben Serben erhielten im AKH eine Spenderlunge, während kein einziges Organ aus Serbien einem Patienten im österreichischen Großspital verpflanzt worden ist. 37 Lungen sollen so an osteuropäische Patienten vergeben worden sein.
Die Bilanz sei allerdings insgesamt positiv, konterte der AKH-Mediziner: "Wir haben zu jedem Zeitpunkt darauf geachtet, dass die Gesamtbilanz der Organe positiv für Eurotransplant und Österreich ausfällt."
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