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Tirol-Wahl: Mattle wegen Umfrage alarmiert

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Knapp drei Monate vor der vorgezogenen Landtagswahl am 25. September steht die Tiroler ÖVP wegen schlechter Umfragewerte gehörig unter Druck.

 Zuletzt wies eine Umfrage für die in Tirol erfolgsverwöhnte Volkspartei nur 30 Prozent aus. "Für mich ist das definitiv ein Alarmsignal", sagte der designierte ÖVP-Spitzenkandidat und Parteiobmann Anton Mattle am Mittwoch nach einer Sitzung des Landesparteivorstandes vor Journalisten. Dabei wurden erste personelle Weichen gestellt.

"Jetzt geht es darum, dass man mobilisiert. Dass man auf die Leute zugeht", machte der 59-jährige Wirtschaftslandesrat klar, der am 9. Juli am Landesparteitag in Alpbach zum Obmann und Spitzenkandidaten gekürt werden soll. Die Stimmung unter den Delegierten und in den Gremien sei ungeachtet der Umfragewerte "total gut" - die "beste Voraussetzung, dass aus einem Wahlkampf eine Wahlbewegung wird".

Auf die Frage, ob es auch mit 30 Prozent noch einen Landeshauptmann Mattle geben werde, meinte er: "Natürlich werde ich die Verhandlungen führen. Ich habe mich dieser Herausforderung gestellt und auch der Herausforderung, Landeshauptmann zu werden". In einer schwierigen Situation werde er jedenfalls nicht davonlaufen. 30 Prozent wären das historisch schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Tiroler ÖVP. Bei der Landtagswahl 2018 hatte man über 44 Prozent eingefahren. Laut der am Wochenende veröffentlichten "IMAD"-Umfrage im Auftrag der Tirol-Ausgabe der "Kronen Zeitung" ginge sich nicht einmal ein Zweierbündnis für die Volkspartei aus. Die (internen) Umfragewerte sollen laut Parteikreisen schon längere Zeit sehr bescheiden sein.

Indes gab Mattle am Mittwoch einige Personalia bekannt. Der langjährige ÖVP-Landesgeschäftsführer, Wahlkampf-Manager und Vertraute von Noch-Landeshauptmann und ÖVP-Chef Günther Platter, Martin Malaun, wird nach der Wahl aus seinem Amt ausscheiden. Ihm folgt der bisherige Büroleiter Mattles, Philipp Heel, nach. Malaun werde "dankenswerterweise" noch den Wahlkampf federführend managen, so der neue schwarze Spitzenmann. Malaun ist seit dem Jahr 2011 Landesgeschäftsführer.

Der Landesparteivorstand designierte zudem in seiner Sitzung einstimmig die vier künftigen Stellvertreter Mattles als ÖVP-Obmann. Dabei handelt es sich um die EU-Abgeordnete Barbara Thaler, sie war bereits bisher Landesparteiobmann-Stellvertreterin, Landtagsvizepräsidentin Sophia Kircher, Landesbäuerin Helga Brunschmid und den Bürgermeister von Oberlienz, Markus Stotter. Als Zeichen der Erneuerung (Thaler und Kircher), Lebenserfahrung (Brunschmid) und ein solches an den "peripheren Raum" (Stotter) wollte Mattle die Rochaden verstanden wissen. Bisher waren Klubobmann Jakob Wolf und Thaler die Stellvertreter Platters. Wolf soll laut "Tiroler Tageszeitung" freiwillig auf eine erneute Kandidatur verzichtet haben. Mattle soll freie Hand für Signale haben, habe ihm der Klubobmann angeboten.

Der von Platter im Schnelldurchlauf auserwählte Mattle muss den Absturz auf Prozent-Regionen wie jene in den Umfragen verhindern und ein halbwegs akzeptables Ergebnis einfahren - will er es überhaupt auf den Landeshauptmannsessel schaffen. Parteiinterne Kritiker halten sich derzeit öffentlich noch betont zurück, etwa Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser, dem seit längerer Zeit Ambitionen auf die Platter-Nachfolge nachgesagt wurden. Sollte die Volkspartei am Wahltag in den Keller stürzen, könnte sich dies aber leicht ändern.

Im Hintergrund dürfte sich auch ein Ringen um einen personellen (Generations)-Umbruch abspielen, der sich wohl in erster Linie in der Landesregierungs-Riege widerspiegeln müsste. Doch bis auf die Platter-Getreue Bildungslandesrätin und ÖAAB-Chefin Beate Palfrader hat noch niemand bekundet, nach der Wahl nicht mehr von vornherein zur Verfügung zu stehen. Im Gegenteil: Landeshauptmannstellvertreter und Bauernbundobmann Josef Geisler will ebenso weiter machen wie Gesundheitslandesrätin Annette Leja und der unter anderem für Kommunen und Raumordnung zuständige Landesrat Johannes Tratter, der erst kürzlich als Bezirksparteiobmann des gewichtigen Bezirkes Innsbruck-Land bestätigt wurde. Mattle will erst im August sukzessive sein mögliches neues Team präsentieren, wie er am Mittwoch klarmachte.

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