Der diesjährige Politische Aschermittwoch der FPÖ fand nur digital statt. Hauptthema war die Kritik am Corona-Management der Regierung.
Bier und Heringsschmaus waren diesmal selbst mitzubringen - der 30. Politische Aschermittwoch der FPÖ verlief anders als gewohnt. Statt markiger Sprüche gab es eine Online-Plauderstunde von Bundesparteiobmann Norbert Hofer und dem oö. FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner in der Jahn-Turnhalle in Ried im Innkreis. Hofer freute sich schon, wenn in 30 Jahren "Altlandeshauptmann Haimbuchner und Seniorenringobmann Hofer" darüber reden, "wie wir das Land ordentlich aufgemischt haben".
650 - 1.000 Zuseher auf Facebook
Normalerweise feiert sich die FPÖ beim Politischen Aschermittwoch selbst - volle Bierbänke, Musik, Fahnen, pointierte Reden. Diesmal war das Setting ein anderes: Hofer und Haimbuchner saßen mit Moderatorin Lisa Gubik allein auf der Bühne, im Hintergrund die leere, sparsam in blaues Licht getauchte Halle. Übertragen wurde das Gespräch auf den Facebook-Seiten der beiden Politiker, wo zu Beginn knapp 1.000, später um die 650 bis 700 Zuseher ausgewiesen wurden, und auf Youtube. Insgesamt verlief dieser Aschermittwoch viel gesitteter und zurückhaltender als üblich, das Gespräch plätscherte dahin, man arbeitete sich an der türkis-grünen Regierung ab und trauerte türkis-blauen Zeiten nach.
Hauptthema Corona-Management der Regierung
Hauptziel der Attacken in dem "locker und launisch" - wie es in der Ankündigung hieß - angelegten Gespräch war das Corona-Management der Regierung, das man eher als Missmanagement sieht. Haimbuchners Fazit: "Die Regierung hat nicht das Land durch die Krise geführt, sondern die Krise durch das Land." Der Sager von Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass bald jeder jemanden kennen werde, der an Corona gestorben sei, sei Angstmache gewesen, waren sich die beiden einig, für Hofer war es "eine Sauerei". Besonders unverständlich fand Haimbuchner, dass es während der Flüchtlingswelle 2015 nicht möglich gewesen sei, die Grenzen abzuriegel, nun aber könne man wegen einer Mutation ein ganzes Bundesland abriegeln, meinte er in Anspielung auf die Kontrollen an den Grenzen zu Tirol, obwohl "jedes Virus mutiert".
Hofer erinnerte sich dann zurück an die blaue Regierungsbeteiligung: Mario Kunasek und Herbert Kickl hätten sich als Minister "wirklich reingehängt", in der FPÖ-Regierungsriege sei viel gearbeitet worden, bilanzierte er, während die ÖVP "nur einen Marketing-Apparat" gehabt habe. Nun habe die Volkspartei "immer noch den Marketing-Apparat, aber einen Regierungspartner, der inhaltlich nichts weiterbringt". In der jetzigen Bundesregierung, deren Auftritte bei Pressekonferenzen an "die Heiligen Drei Könige, meistens waren es ja vier" erinnern würden, "sind Leute am Werk - ich meine das nicht als persönlichen Vorwurf - denen fehlt die Erfahrung. Man sollte einmal fragen, wer da Kinder hat", vermisst Haimbuchner Einblicke ins reale Leben. Die meisten Grünen könnten "nicht einmal einen Nagel einschlagen".
Kritisiert wurden über weite Strecken das Corona-Management. Man habe es verabsäumt die Alten und die Risikogruppen zu schützen, in der Umsetzung habe man mit den Vorgaben des Bundes "nichts anfangen können". "Das ganze Testen in den Schulen bringt nichts", so Haimbuchner, auch nicht die Masken, denn von den Kindern gehe keine Gefahr für das Gesundheitssystem aus.
Gegenveranstaltung der SPÖ
In Judenburg hatte der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher zuletzt eine rote Gegenveranstaltung mit Gästen wie FSG-Chef Rainer Wimmer etabliert. Heuer musste sich auch der steirische Nationalratsabgeordnete mit einer abgespeckten Variante begnügen. In Wohnzimmer-Atmosphäre in Begleitung einer Bierflasche erschien er in einem Video mit einer klassischen politischen Aschermittwoch-Rede, in der gegen alle Parteien, auch die eigene, humorig ausgeteilt wurde.
Angriffsziel Nummer eins war nicht ganz überraschend die ÖVP, für Lercher "das schwarze Loch der Republik", das jeden Partner verschlinge. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) suche derweil noch immer seinen Laptop: "Vielleicht wird er ihn bei der Staatsanwaltschaft finden." In Richtung Vizekanzler und Grünen-Chef kalauerte Lercher: "Den Werner Kogler treibt nur noch die Hoffnung, dass die Gastronomie bald aufsperrt."
Doch auch die eigene Partei blieb nicht verschont. Die SPÖ habe in der Pandemie nicht genau gewusst, ob sie in Opposition oder Regierung sei - "wie die Maskenträger, die die Maske unter der Nase getragen haben".