Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S) tritt dafür ein, die Zahl der Plenarsitzungen zu erhöhen.
Gleichzeitig soll dafür die Dauer der Aussprachen kürzer werden. Dies wäre gut für die Sitzungskultur und würde auch einen besseren Informationswert für die Bevölkerung bringen, meinte die Parlamentschefin in ihrer Bilanz nach einem Jahr im Amt Montagvormittag. Den derzeitigen Zustand, wo Redner angesichts von Sitzungen bis weit nach Mitternacht oft nur noch eine Minute zum Thema sprechen, hält Prammer für "entbehrlich".
Ergänzende Antworten fordern
Ob es hier letztlich zu
Änderungen kommt, wird sich im Geschäftsordnungskomitee entscheiden, das
sein nächstes Treffen am 7. November abhält. Vorrangige Frage ist dort aber
fürs Erste, wie es mit den schriftlichen Anfragen weitergeht. Angesichts der
Beschwerden vieler Abgeordneten, dass die Antworten der Ministerien oft
unvollständig seien, will sich die Präsidentin nun selbst verstärkt
einschalten. Ihr Vorschlag: Ist eine Information offensichtlich zu dürr
ausgefallen, soll die Nationalratspräsidentin das Recht erhalten, vom
jeweiligen Ressortchef eine ergänzte Antwort im Eiltempo zu verlangen.
Kompromiss bei Minderheitsrechten
Komplexer sieht die Sache bei
den Minderheitenrechten aus. Da in dieser Frage bisher so gut wie nichts
weitergegangen ist, wurde nun eine kleine Arbeitsgruppe unter dem Zweiten
Nationalratspräsidenten Michael Spindelegger (V) eingerichtet, die nach
Lösungen finden soll. Das Pikante an der Sache: Gerade Spindeleggers ÖVP ist
es, die bisher das vor allem von Grün und Blau, aber auch Teilen der SPÖ
geforderte Minderheitenrecht auf Einsetzung eines U-Ausschusses blockiert.
Prammer gibt die Hoffnung dennoch nicht auf. Denn auch die Volkspartei habe
ihre Wünsche bei der Gestaltung von Untersuchungsausschüssen. Vielleicht
könne man hier einen Kompromiss finden.
Politiker-Zusatzverdienste ins Netz
Präzisiert wurde von der
Präsidentin ihre Ankündigung vom Sonntag, die Nebeneinkünfte der
Abgeordneten im November auf der Parlamentshomepage
veröffentlichen zu lassen. Konkret geht es um jene Liste, die schon
derzeit beim Portier des Hohen Hauses aufliegt. Auf dieser ist bloß
angegeben, bei welchen Unternehmungen Mandatare mehr als 1.300 Euro pro Jahr
zusätzlich verdienen.
Auf Sicht kann sich Prammer hier noch eine Erweiterung der Informationen vorstellen. Ihr schwebt ein Modell ähnlich jenem in Deutschland vor, wo die Neben-Einnahmen etwas präziser angegeben werden, beispielsweise in drei Stufen (bis 5.000, 5.000-7.000, über 7.000 Euro).
Kein Fulltime-Job als Abgeordneter?
Dass ein Abgeordneter neben
seiner Parlamentstätigkeit einen Fulltime-Job ausüben kann, glaubt die
Präsidentin ohnehin nicht. Bestenfalls gehe sich eine Halbtagestätigkeit
aus. Leichter sei es freilich für Selbstständige, die Arbeit besser
delegieren könnten.