Der erste der neuen Mehrzweckhubschrauber "Leonardo AW169M" ist am Mittwoch am Fliegerhorst Brumowski im niederösterreichischen Langenlebarn an die Luftstreitkräfte übergeben worden.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bezeichnete ihn als Symbol für die Modernisierung der Luftstreitkräfte und unterschrieb beim Festakt eine Vereinbarung für weitere 18 Maschinen. Insgesamt werden somit bis 2028 36 neue Hubschrauber angeschafft.
Die Alouette seien "in die Jahre gekommen", eine Nachfolge war dringend geboten, betonte Tanner. Der Leonardo sei leistungsstark und etwa für eine Vielzahl an Missionen, darunter auch Einsätze im Gebirge bestens geeignet, so Tanner. Außerdem lobte sie das Government-to-Government-Geschäft mit Italien, das "enorm viele Vorteile" gebracht habe. "Es war kostengünstig, transparent und man verhandelt direkt mit einer anderen Regierung", sagte Tanner. Glücklicherweise sei im ursprünglichen Vertrag eine Kaufoption integriert gewesen, die man nun ziehe.
Der Vertrag für die erste Tranche von 18 Helikoptern umfasst ein Volumen von rund 346 Mio. Euro. Wenn man die Kosten unter anderem für die notwendige Hangarerrichtung bzw. -sanierung, beizustellende Komponenten und die anfallende Umsatzsteuer dazurechnet, belaufen sich die Gesamtkosten auf 446 Mio. Euro. Mit der Anschaffung der weiteren 18 Hubschraubern kommen inklusive aller Nebenkosten noch einmal 427 Mio. Euro dazu.
Insgesamt 24 Hubschrauber sollen als Einsatz- und Schulhubschrauber in Langenlebarn stationiert werden. Die restlichen zwölf kommen nach Aigen im Ennstal. Bereits im kommenden Jahr werden weitere Maschinen erwartet, die ein Ersatz für die leichten Verbindungs- und Transporthubschrauber "Alouette III" sind. Davon sind aktuell noch 16 im Einsatz, die aber aus technischen Gründen eigentlich Ende 2023 ausgeschieden werde sollten.
Dem Festakt wohnten unter anderem der italienische Verteidigungsministers Guido Crosetto, Vertreter des italienischen Erzeugers Leonardo, Generalstabschef Rudolf Striedinger und die niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei. Der italienische Verteidigungsminister lobte die Kooperation mit Österreich und dass sich diese auch auf den Bereich der gemeinsamen Ausbildung erstrecke. Dies sei ein wichtiger Schritt und sollte auch auf andere Bereiche erweitert werden, über die nationalen Grenzen hinweg, so Crosetto.
Mikl-Leitner hatte den heutigen Tag zuvor als "großen historischen Moment" bezeichnet, mit dem eine "neue Ära" für das Heer und für die Luftstreitkräfte eingeleitet werde. Im Anschluss verlieh sie Auszeichnungen des Landes Niederösterreich für am Assistenzeinsatz beim enormen Waldbrand in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau a.d. Rax Beteiligte.
Ursprünglich wollte sich auch das Innenministerium an der Bestellung des Heeres anschließen. Dazu wurde im Vorfeld eine rechtliche Prüfung der Möglichkeiten zur Beschaffung neuer Polizeihubschrauber in Auftrag gegeben. "Die Experten sind zum Schluss gekommen, dass eine gemeinsame Beschaffung mit dem Verteidigungsministerium aufgrund rechtlicher Unsicherheiten und dementsprechender Judikatur nicht möglich ist", hieß es auf APA-Anfrage aus dem Innenressort. "Das Österreichische Bundesheer beschafft Hubschrauber zur militärischen Verwendung, für die Hubschrauber der Flugpolizei ist die zivile Nutzung des Fluggeräts erforderlich. Eine gemeinsame Beschaffung von militärischen Hubschraubern, die vom Bundesministerium für Inneres aber zivil verwendet werden, wird von den Experten als rechtlich zu unsicher eingestuft und könnte demnach als Umgehung einer Ausschreibung für das Fluggerät ausgelegt werden."
Das Innenministerium wird für die Beschaffung von neuen Polizeihubschraubern nun die Ausschreibung in die Wege leiten. Der Start dafür wird erst 2023 erfolgen, hieß es aus dem Ministerium.