Eine "breite Allianz für mehr Klimaschutz" haben am Donnerstag sechs Vertreter aus Politik, Finanz und Wissenschaft bei einem Medientermin in Wien gefordert.
Am Tag fünf der aktuellen Hitzewelle erinnerte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) einleitend an die Klimakrise, aber das eigentliche Motto laute "Handeln", meinte Ex-Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber - "gesprochen und geredet" habe man schon genug. Notwendig sei dabei die Gemeinsamkeit, so Gewessler.
"Niemand kann diese große Aufgabe 'Klimaschutz' allein bewältigen", hob die Ministerin in ihrer einleitenden Rede hervor, also müssten die Akteure zusammenspielen. "Wir brauchen alle Schichten der Gesellschaft", führte auch Anzengruber aus. Beim Klimaschutz würde die Konzentration zu sehr auf Energie liegen, dabei sei es "erschütternd mit welchem Wirkungsgrad wir Energie nutzen". Ein Negativbeispiel seien hier etwa im Verbrennungsmotor zu finden, dem in der EU gerade erst ein Ende bis 2035 gesetzt wurde. Und erneut gelte es zu handeln: "Warten wir jetzt 13 Jahre bis das Verbot greift?", fragte Anzengruber und gab gleich selbst die Antwort. Schon jetzt könnte man Geschwindigkeitsbegrenzung für Automobile einführen oder ein Werbeverbot für großvolumige Autos. Und von Verzicht dürfe man dann nicht reden, denn "ansonsten würden wir auf unsere Zukunft verzichten".
Nicht von Verzicht reden wollte auch die Rektorin der Universität für Bodenkultur (Boku), Eva Schulev-Steindl, in Bezug auf die Forderung, den Klimaschutz in die Verfassung zu heben. Zwar gebe es Stimmen, die einem derartigen Vorhaben die Sinnhaftigkeit absprechen würden, aber die Expertin für Verfassungs- und Umweltrecht hielt dagegen, dass klare Rahmenbedingungen für die Energiewende nötig seien. Ein Pariser Klimavertrag reicht da nicht aus, wenn Staaten ihre Klimaziele nicht einhalten, gebe es ja keine Konsequenzen. "Es macht daher Sinn bestimmte Eckdaten in der Verfassung zu verankern", sagte Schulev-Steindl, und schlug das verbleibende 1,5-Grad-kompatible Treibhausgasbudget vor - eine "langfristige Vorgabe, von ein Reduktionspfad abgeleitet werden kann", und zwar von Bund und Ländern.
"Wir spüren auf Versicherungsseite die Auswirkungen der Klimakrise ganz klar", sagte Othmar Ederer, von der Grazer Wechselseitige Versicherung (Grawe) Vermögensverwaltung. Neben gesetzlichen Vorgaben benötigt der so notwendige Klimaschutz auch den privaten Finanzsektor, für den der für Naturkatastrophen und Green Finance zuständige Experte sprach. "In der österreichischen Finanzwirtschaft gibt es ein klares Bekenntnis zu 'Green Finance'", sage Ederer. Man wolle das Geschäft an Klimazielen orientieren, aber in der Branche hadere man ein wenig mit der Gesetzgebung, "die voraus marschiert, ohne die Taxonomie auch mitzuliefern " -diese sollte zusätzlich auch "les- und lebbar sein, und nicht nur von einer Handvoll Experten verstanden werden". 120 Milliarden Euro Kapital hätten die Versicherungen jedenfalls, die investiert und reinvestiert werden können.