oe24.TV-Interview

Stocker: "Es liegt an der Hamas, die Geiseln freizulassen"

Stocker forderte im oe24.TV-Interview am Rande der UNO-Generalversammlung, dass man im Nahostkonflikt keine "Täter-Opfer-Umkehr" betreibe. 

oe24.TV: Sie sind zum allerersten Mal in New York, zum allerersten Mal bei der UNO-Generalversammlung, die heuer den 80. Jahrestag feiert. Es geht um zwei riesige Themen, nämlich sowohl der Nahostkonflikt als auch der Krieg in der Ukraine. Was ist ihr Eindruck, was hier weitergehen kann?

Christian Stocker: Es stimmt, ich bin das erste Mal hier in New York, sowohl allgemein als auch in meiner Funktion als Bundeskanzler. Aber es ist schon eine bedeutsame Woche, die hier stattfindet. 80 Jahre Vereinte Nationen, wir sind seit 70 Jahren Mitglied dieser Vereinten Nationen. Und diese 80 Jahre waren für die Welt keine schlechten, insbesondere für Europa. Die Konflikte geopolitisch sind sehr zahlreich. Daher glaube ich, dass gerade so ein Treffen auf hochrangiger Ebene - es sind 193 Staats- und Regierungschefs hier anwesend - geeignet sein kann, sich einmal auszutauschen. Es ist der erste Schritt, um zu Lösungen zu kommen. 

oe24.TV: Wie stark steigt denn der Druck auf Österreich in der Nahost-Thematik, einen Palästinenser-Staat anzuerkennen oder Sanktionen gegen Israel zu unterstützen?

Stocker: Die Frage einer Anerkennung eines palästinensischen Staates stellt sich aus meiner Sicht derzeit nicht. Wir haben immer die Haltung vertreten - und tun das nach wie vor -, dass es zuerst eine politische Lösung braucht. Wenn es eine Zwei-Staaten-Lösung gibt, die wir immer noch für richtig erachten, dann ist am Ende dieses politischen Prozesses auch eine Anerkennung möglich. 

oe24.TV: Und die Sanktionen?

Stocker: Bei den Sanktionen habe ich einen sehr pragmatischen Zugang. Zum einen müssen wir immer wissen, ob diese Sanktionen eine Verbesserung für jene bewirken, die wirklich Hilfe brauchen. Das ist vor allem die Zivilbevölkerung. Und letztlich liegt es schon an der Hamas, die Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen. Dann wäre auch der Weg für eine humanitäre Lösung offen. Wir dürfen hier nicht eine Opfer-Täter-Umkehr betreiben. Daher ist der erste Schritt einmal, dass die Hamas die Geiseln freilässt, die Waffen niederlegt.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten