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Russen-Affäre: Bundesheer-Spion in Haft

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Entscheidung über U-Haft noch ausständig.

Jener Mann, der die Russen 28 Jahre lang mit Geheim-Informationen aus dem Heer versorgte, ist ein 70-jähriger Salzburger, der direkt im Verteidigungsministerium arbeitete. Zu Ende seiner Karriere war er in der Verwaltung tätig. Seit den 90er-Jahren war der verheiratete Mann in Kontakt mit dem russischen Verbindungsmann "Jurij". Er belieferte ihn auch noch nach seiner Pensionierung vor fünf Jahren. 2006 wollte er aussteigen, doch er machte weiter. Ob er erpresst wurde, ist unklar. 

Spion in Verwahrungshaft

Wie Robert Holzleitner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, gegenüber oe24 bestätigt, ist der Spion ist in Verwahrungshaft in Salzburg. Die Festnahme erfolgte in der Nacht auf Samstag in Oberösterreich. Der 70-Jährige muss nun innerhalb von 48 Stunden dem Haftrichter vorgeführt werden, was bis jetzt noch nicht passiert ist. Er werde ausführlich einvernommen. Anschließend werde eventuell Untersuchungshaft beantragt, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Begründet werden könnte der Antrag mit Tatbegehungsgefahr und allenfalls auch Fluchtgefahr.
 
 
Die "Salzburger Nachrichten" schreiben am Samstag unter Berufung auf ehemalige Berufskollegen, dass der mutmaßliche Spion auch NATO-Seminare und -Kurse besucht haben und Informationen daraus an Russland weitergegeben haben soll. Laut SN soll der "grundsätzlich geständige" Verdächtige ganz generell "weiche Informationen" geliefert haben: "Dazu gehört, wer hat welche Schwächen, welche Vorlieben bei Trinken und Essen sowie Stimmungsbilder innerhalb der Abteilungen beim Heer." Außerdem soll der gebürtige Salzburger Kontaktdaten aus dem Intranet des Heeres weitergegeben haben.

Russischer Militärgeheimdienst GRU

Der russische Militärgeheimdienst GRU war in jüngster Zeit auch immer wieder in westlichen Medien aufgetaucht - vor allem im Zusammenhang mit den jüngsten mutmaßlichen Enttarnungen im Fall des Ex-Agenten Sergej Skripal. Nun könnte er auch in den Fall um den Spionageverdacht gegen einen pensionierten Bundesheer-Offizier verwickelt sein - auch wenn Moskau dies dementiert.
 
Die Einrichtung hat kürzlich ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert. Präsident Wladimir Putin würdigte zu diesem Anlass die "Professionalität" und den "Mut" der Agenten des Militärgeheimdienstes. Bei einer Feier im Armeetheater in Moskau sagte Putin: "Ich kenne Ihre - ohne zu übertreiben - einzigartigen Fähigkeiten, auch bei Spezialeinsätzen. Er sei überzeugt, dass jeder der GRU-Agenten "alles für Russland und unser Volk tut", sagte der ehemalige KGB-Spion.

Geheimdienst für Streitkräfte

Die junge Sowjetmacht hatte im November 1918 einen Geheimdienst für ihre Streitkräfte gegründet - offiziell "Hauptverwaltung der Aufklärung" (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) genannt. Seitdem ist der Dienst für Spionageabwehr in der Armee zuständig und spioniert seinerseits fremde Militärgeheimnisse aus. Er hat eine Kommandotruppe Speznas, die hinter den feindlichen Linien operieren kann. Auch die Hackergruppe Fancy Bear, die in Cyberangriffe auf die USA verwickelt sein soll, wird von Experten dem GRU zugerechnet.
 
Lange Zeit galt der GRU als Rivale des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Doch seit der Auflösung des KGB ist der GRU die Nummer eins unter den Moskauer Geheimdiensten, zu denen noch der Inlandsgeheimdienst FSB und der Auslandsgeheimdienst SWR gehören.
 
Nach dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Skripal in Großbritannien vom März nannten die britischen Behörden im September zwei Russen als mutmaßliche Täter. Recherchen identifizierten sie als Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes. Danach förderte die Suche in Datenbanken mehrere hundert Namen mutmaßlicher Agenten zutage - unter anderem, weil sie ihre Autos auf die GRU-Zentrale registriert hatten. Moskau streitet eine Verwicklung in die ihm vom Westen vorgeworfenen Fälle vehement ab.
 
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