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Der Kaiser-Enkel über Krieg und Wahl

''Sag niemals nie'' zu Habsburg als Präsident

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Karl Habsburg (61) schließt nicht aus, einmal Bundespräsident werden zu wollen.

oe24.TV: Wie sehen Sie den Krieg in der Ukraine?

Karl Habsburg: Die Erwartung war, Russland gewinnt. Das ist so eine überwältigende starke Macht – doch dass die zweitstärkste Armee der Welt in der Ukraine nicht weiterkam, das ist schon mal erstaunlich. Man hat gesehen, dass die russischen Truppen solche Probleme in der Kommunikation hatten, dass sie das ukrainische Handynetz benutzt haben. Das muss man sich mal vorstellen. Man hat die Fehler gesehen und mittlerweile hat sich diese Kriegssituation natürlich konsolidiert – sodass der Kriegshauptplatz jetzt der Donbas, aber auch der Süden der Ukraine ist. Das wird jetzt ein Krieg, der sich wahrscheinlich länger hinzieht. Ich rede da von Monaten, vielleicht sogar von Jahren.

oe24.TV: Was ist eigentlich das Kriegsziel von Putin oder was ist es gewesen?

Habsburg: Das war auf jeden Fall die Einnahme von Kiew, um dort irgendeine Marionettenregierung einzusetzen, die dann wie in Weißrussland willfährig tut, was Putin anschafft. Das andere war, den Donbas zu besetzen.

oe24.TV: Es ist bei uns davon die Rede, dass man eben irgendwann mit Putin wird reden müssen.

Habsburg: Wer immer so argumentiert, zäumt das Pferd von der falschen Seite auf. Ich muss mir überlegen, welche Situation will ich in 20 Jahren haben. Es geht um die volle territoriale Integrität der Ukraine. Und das heißt: Mit dem System Putin kann es keine Zukunft geben. Wenn man jetzt versucht, einen faulen Kompromiss herbeizuführen, dann haben wir dasselbe Kriegsproblem in ein paar Jahren wieder vor uns.

oe24.TV: Das heißt, Sie verstehen es nicht, dass unser Kanzler Nehammer weiter versucht, im Gespräch mit ­Putin zu bleiben?

Habsburg: Es ist eine gewisse Form der Kommunikation aufrechtzuerhalten. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er da immer die richtige Linie trifft. Zu sagen, dass man mit einem illegitimen System spricht, das wie Russland alle Normen bricht. Das ist ein schwieriger Drahtseilakt. Ich beneide ihn nicht darum. Für mich ist völlig klar: Putin muss eines Tages bei einem Kriegsverbrecherprozess landen. Weil er ist ja ein Kriegsverbrecher – das ist gar keine Frage. Dann wird sicherlich auch unser kanzler als Zeuge Nr.1 auftreten und sagen müssen. was er damals zu Putin gesagt hat.

oe24.TV: Es wird bald der Bundespräsident gewählt. Wären Sie ein Kandidat?

Habsburg: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellt sich für mich die Frage nicht. Es gibt aber eine Sache. In der Politik heißt es: Sag niemals nie. Begriffe wie nie oder immerwährend gehören in den religiösen Bereich, aber nicht in die Politik.

oe24.TV: Die Frage haben Sie sich noch nicht selbst gestellt?

Habsburg: Nein.

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