Der Nationalrat hat am Mittwoch den Asylgerichtshof fixiert. Weiters wurden Schulversuche zur "Neuen Mittelschule" beschlossen.
Nach der Marathon-Tagesordnung am Dienstag hat der Nationalrat auch am Mittwoch ein umfangreiches Programm zu absolvieren. Beschlossen werden u.a. der Asylgerichtshof, eine Reihe weiterer Verfassungsänderungen plus Verfassungsentrümpelung, das Haftentlastungspaket, die "Neue Mittelschule", die Winterreifenpflicht und das Aus für "Licht am Tag".
Asylgerichtshof ist fix
Am Nachmittag haben die Parlamentarier
den neuen Asylgerichtshof abgesegnet. Er wird künftig die Berufungsinstanz
im Asylverfahren und ersetzt damit den Unabhängigen Bundesasylsenat. Im
Regelfall trifft er die Letztentscheidung über den Asylantrag, die Berufung
beim Verwaltungsgerichtshof ist nicht mehr möglich.
Damit die Verfahren schneller abgewickelt werden können, wird das Personal aufgestockt. Damit die Entscheidungen hohe Qualität haben, werden meistens zwei Richter darüber befinden. Sind sie nicht einig, müssen noch drei weitere Kollegen dazugezogen werden.
Den Weg zum VwGH kann nur mehr das Asylgericht selbst oder der Innenminister beschreiten, wenn eine Grundsatzentscheidung nötig ist. Starten soll der Asylgerichtshof Mitte nächsten Jahres.
Kammern in die Verfassung
Mit dem beschlossenen Verfassungspaket
werden außerdem die Kammern (plus Pflichtmitgliedschaft) in der Verfassung
verankert, und die Volksanwälte bekommen bei überlangen Gerichtsverfahren
ein Recht auf Fristsetzungsanträge bei Gericht.
800 Regeln fallen weg
Außerdem wird die Verfassung bereinigt,
sprich rund 800 Verfassungsbestimmungen in 491 Gesetzen werden entweder
gänzlich gestrichen oder zu einfachen Gesetzen erklärt. Erleichtert wird die
Ratifizierung von Staatsverträgen.
Rasen ab 1. März teuer
Darüber hinaus wird das ungestrafte
Rasen im Ausland ab 1. März der Vergangenheit angehören. Von ausländischen
Behörden verhängte Geldstrafen über 70 Euro können dann auch in Österreich
vollstreckt werden, umgekehrt sollen auch österreichische Geldbußen in
anderen EU-Ländern eingetrieben werden können. Der Erlös fließt
grundsätzlich dem vollstreckenden Staat - also in der Regel dem
Herkunftsland des Täters - zu.
"Haftentlastungspaket" beschlossen
Mit dem "Haftentlastungspaket"
sollen bedingte Entlassungen aus der Haft erleichtert und die Möglichkeit
von gemeinnütziger Arbeit statt kurzen Ersatzfreiheitsstrafen nun auch
gesetzlich verankert werden. Bedingte Entlassungen sind künftig auch aus
teilbedingten Haftstrafen möglich. Neben den Koalitionsparteien stimmten
auch die Grünen der umfangreichen Vorlage zu, während FPÖ und BZÖ von einem
Anschlag auf die Sicherheit der Österreicher sprachen. Ebenfalls abgesegnet
wurde ein Begleitgesetz zur mit 2008 in Kraft tretenden Reform der
Strafprozessordnung, das eine eigene Korruptionsstaatsanwaltschaft mit rund
20 Ermittlern ab 2009 bringt. Allfällige Weisungen der Justizministerin an
die Behörde sollen offen gelegt werden.
Schulversuche zur "Neuen Mittelschule" ermöglicht
Der
Weg für die Erprobung der "Neuen Mittelschule", vulgo
Gesamtschule, ist geebnet. Der Nationalrat beschloss mit Koalitionsmehrheit
eine Änderung des Schulorganisationsgesetzes, die Pilotversuche ermöglicht,
sofern die Schulpartner an den betroffenen Standorten mit
Zweidrittel-Mehrheit zustimmen. Die Opposition stimmte gegen die Vorlage.
Der Beginn der Modellversuche an allgemeinbildenden Schulen (AHS und Hauptschulen) ist ab dem Schuljahr 2008/2009 möglich. Die Versuche werden auf zehn Prozent der Klassen an öffentlichen Schulen im Bundesgebiet begrenzt. Die Zustimmung ist von zwei Drittel der Lehrer und Schüler am entsprechenden Standort nötig. Zusätzlich müssen auch die anderen Schultypen in zumutbarer Entfernung als Alternative zur Gesamtschule angeboten werden.
Schulautonome Tage teilweise zentral festgelegt
Ab dem nächsten
Schuljahr sollen zwei der vier (Volksschule/Hauptschulen) bzw. fünf (AHS)
bisher von den Schulen fixierten so genannten schulautonomen Tage landesweit
einheitlich vorgegeben werden. Dadurch sollen die freien Tage vor allem für
Eltern mit Kindern an mehreren Schulen besser planbar werden. Gleichzeitig
fixiert wurde, dass Wiederholungsprüfungen künftig zu Beginn der ersten
Schulwoche und nicht in der Woche davor durchgeführt werden. In
berufsbildenden mittleren Schulen wird am Ende des ersten Semesters wieder
eine Schulnachricht ausgestellt.
Eltern sollen sorgen, dass ihre Kinder Deutsch können
Eher
schwammig ist eine Regelung, wonach Erziehungsberechtigte dafür Sorge zu
tragen haben, dass ihre Kinder zum Zeitpunkt der Schülereinschreibung die
Unterrichtssprache beherrschen. Sanktionen sind nämlich keine vorgesehen.
Bund und Länder sollen jedenfalls entsprechende Fördermaßnahmen anbieten.
Dazu werden auch einheitliche Deutsch-Standards erarbeitet.
Die Sprachstandsfeststellung soll spätestens 15 Monate und der Beginn der Sprachförderung spätestens ein Jahr vor Beginn der Schulpflicht eines Kindes erfolgen. Mit der ersten Sprachstandfeststellung in den Kinderbetreuungseinrichtungen soll bereits Ende Mai 2008 begonnen werden, die erste Sprachförderung soll mit dem Kindergartenjahr 2008/2009 starten.