Außenminister Alexander Schallenberg zu Widerstand gegen das Lukaschenko-Regime in Weißrussland.

"Es geht nicht um Kontrolle & Bestrafung"

So erklärt Schallenberg die Reisewarnung für Kroatien

Teilen

Die Warnung für das beliebte Urlaubsland der Österreicher wirbelte viel Staub auf. Der Außenminister erklärt im oe24-Interview, wieso nun der richtige Zeitpunkt ist.

Über 300 Neuinfektionen in nur 24 Stunden wurden am Samstag verbucht. Das ist der höchste Anstieg seit Anfang April. Wie schon an den vorangegangenen Tagen setzen sich die neuen Fälle aus etlichen kleinen Clusterbildungen im familiären Bereich zusammen. Bei rund einem Drittel der Neuinfizierten handelt es sich um Reiserückkehrer, großteils aus Kroatien.

Video zum Thema: Kroatien: Österreich verhängt Reisewarnung

Deshalb hat die Regierung die Notbremse gezogen und nun doch eine Reisewarnung für ganz Kroatien ausgegeben. Die Entscheidung hat nun Zehntausende Österreicher im Kroatien-Urlaub kalt erwischt. Die Überraschung schlug bei einigen in Unverständnis um, das Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) im oe24-Interview bei Seite schaffen wollte. Dass es nun eine Warnung für gesamt Kroatien und nicht nur einzelne Regionen gibt, habe nicht nur mit der dortigen Entwicklung zu tun. "Das hat auch damit zu tun, dass die Österreicher sehr mobil sind. Die meisten fahren mit dem eigenen Pkw herum oder haben ein Boot und fahren verschiedene Häfen an", so Schallenberg. Und weiter: "Ich bin mir bewusst, was das für Schwierigkeiten macht. Ich bin mir bewusst, dass Kroatien ein wunderbares Urlaubsland ist, das viele Österreicher lieben. Aber ich muss daran erinnern, dass wir seit April gesagt haben, dass man sich ganz genau überlegen soll, ob und wohin man fährt, weil wir sind noch in der Krise."

Entwicklung auf Balearen "besorgniserregend"

Man habe besonders jene europäischen Länder derzeit im Fokus, von denen man weiß, dass viele Österreicher dort gerne auch in größeren Gruppen hinreisen. Deshalb könne er auch nicht ausschließen, dass es zu weiteren Reisewarnungen kommen würde. "Auf den Balearen zum Beispiel gibt es eine besorgniserregende Entwicklung. Und ich kann nicht ausschließen, dass hier bald eine Empfehlung auf meinen Schreibtisch kommt, eine Reisewarnung auszusprechen", sagt der Außenminister gegenüber oe24.at.

Allerdings verweist Schallenberg auch auf positive Fälle. So könne es sein, dass die Reisewarnung für Portugal bald wieder aufgehoben werden könne. "Das ist ein laufender Prozess. Die Pandemie ist nicht vorbei. Das Virus ist nicht auf Urlaub. Und daher müssen wir aus Vorsicht solche Warnungen herausgeben", hält er fest.

"Es ist kein Reiseverbot"

Zudem gilt es festzuhalten, dass es eine Reisewarnung und kein -Verbot sei, so der Minister: "Es ist ein Appell für die eigene Sicherheit, aber auch für die Sicherheit des Umfeldes. Es geht weniger um Kontrolle und Bestrafung, sondern darum, dass wir uns alle vor Augen führen, dass wir eigentlich noch mitten in dieser Krise stecken und dieses hohe Maß an Selbstdisziplin und Hausverstand, das die Österreicherinnen und Österreicher früher auch schon gezeigt haben, jetzt im Sommer nicht vergessen und über Bord werfen."

Das müssen Rückkehrer aus Kroatien ab Montag beachten

Ab Montag gelten für Kroatien eine Reisewarnung und verschärfte Einreisebestimmungen nach Österreich. Wie bereits aus anderen "Risikogebieten" wie dem Kosovo, Serbien oder Bosnien und Herzegowina müssen sie ab Montag bei der Einreise entweder ein aktuelles Gesundheitsattest mit negativem Testergebnis vorlegen oder innerhalb von 48 Stunden in Österreich einen Test einleiten. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses hat eine Heimquarantäne eingehalten zu werden. Diese sei "rechtlich verpflichtend umzusetzen", betonte das Gesundheitsministerium in einer Aussendung am Samstag.

Aktion scharf

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) forderte in diesem Zusammenhang mehr Gesundheitspersonal an den Grenzen, um die Kontrollen von heim-bzw. durchreisenden Urlaubern effizienter gestalten zu können. "Die Polizei kontrolliert derzeit deutlich mehr als die Gesundheitsbehörden", betonte Nehammer am Samstag. Seit Anfang August 2020 habe man mehr als 800.000 polizeiliche Kontrollen an den Grenzen und im grenznahen Hinterland vorgenommen. Davon wurden etwa 650.000 gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden abgewickelt. "Etwa 150.000 Kontrollen mussten aber ohne Beteiligung der Gesundheitsbehörden vorgenommen werden", bedauerte Nehammer. Die Gesundheitsbehörden müssten "ihren Personaleinsatz sofort erhöhen, um effiziente und gemeinsame Kontrollen sicherzustellen".

Neues Testprogramm

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte unterdessen ein neues Testprogramm für Urlauber an, die zwischen 7. und 17. August - dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der Reisewarnung - aus Kroatien zurückgekehrt sind bzw. zurückkehren. "Wir wollen mit diesem freiwilligen Screening-Programm detailliert kontrollieren, wie hoch die Infektionsrate bei Reiserückkehrern aus Kroatien in den vergangenen Tagen vor den neuen verschärften Einreisebestimmungen tatsächlich war und ist und zusätzlich zu den bereits positiv getesteten Reiserückkehrenden aus Kroatien auch möglichst viele Rückkehrer ohne Symptome testen", gab Anschober am Samstagnachmittag bekannt. Damit wolle man "die Dunkelziffer möglichst klein halten und genaue Informationen über das tatsächliche Infektionsgeschehen erhalten".
 

Gratis-Testung für Kroatien-Heimkehrer

Ab Montag ist es für die gesamte kommende Woche für die betroffenen Kroatien-Heimkehrer möglich, sich bei der Corona-Hotline 1450 zu melden und - auch bei Vorliegen keiner Symptome - eine Gratistestung zu erhalten. "Da es sich hier um große zusätzliche Testmengen handeln wird, ist nicht auszuschließen, dass das Ergebnis in Einzelfällen nicht innerhalb der vorgegebenen 48 Stunden vorliegen wird", ersuchte Anschober um Verständnis. Der Gesundheitsminister appellierte an alle Betroffenen, "diese Testmöglichkeit zu nützen und bis zum Vorliegen des Ergebnisses sich so zu verhalten, dass es im Infektionsfall zu keinen Ansteckungen kommen kann".

Grundsätzlich sollten alle Urlauber "die Grundregeln des Schutzes vor Corona" – Hygienemaßnahmen, Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz - in den Ferien jedenfalls immer dort beachten, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, bekräftigte Anschober.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich von den gesetzten Schritten nach einer Sitzung der Landesgesundheitsreferenten angetan. "Als Wiener Gesundheitsstadtrat begrüße ich ausdrücklich, dass nun erste Schritte gesetzt werden, um die Situation rund um die Reiserückkehrer zu stabilisieren", meinte er gegenüber der APA.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.