Die SPÖ hat am Mittwoch ihr Programm gegen Jugendkriminalität präsentiert. Die Kernaussage: Auf Prävention setzen. Zwei Bundesländer plädieren für "individuelle Lösungen".
Laut Frauenministerin Doris Bures, Justizministerin Maria Berger, Sozialminister Erwin Buchinger und Bildungsministerin Claudia Schmied will man verschiedene Einrichtungen fördern, mehr Schulpsychologen einstellen und vor allem wieder einen Jugendgerichtshof einrichten. Das Motto: "Besser in Prävention investieren, als später in Jugendlager."
Weniger Jugendliche im Gefängnis
Die Zahl von Jugendlichen
in österreichischen Justizanstalten ist im Zeitraum vom 1. Jänner 2004 (250
Inhaftierte) bis zum 1. Jänner 2008 (142 Inhaftierte) um 43,20 Prozent
gesunken. Laut einer Aufschlüsselung des Justizministeriums stieg die Zahl
bei den 18- bis 21-Jährigen im gleichen Zeitraum von 568 auf 619
Inhaftierte.
Berger für Jugendgerichtshof
Laut Justizministerin Berger
könne man nur mit einem Jugendgerichtshof den Heranwachsenden gerecht
werden. Dieser soll in Wien-Erdberg mit 35 spezialisierten Richtern und
Staatsanwälten entstehen. Dort ist für Anfang 2010 zudem die Eröffnung eines
Jugendkompetenzzentrums mit einem forensischen Zentrum für Jugendpsychiatrie
geplant.
Gemeinnützige Arbeit als Strafe
Bei Sanktionen sei "mehr
Fantasie" gefragt, so die Justizministerin. Statt kurzer
Freiheitsstrafen seien Maßnahmen wie gemeinnützige Arbeit oder Hausarrest
sinnvoller.
Mehr Schulpsychologen
"Attraktive Bildungsangebote"
wie die Bildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr müssten weiterhin erarbeitet
werden, so Schmied. Die Anzahl von Schulpsychologen will die Ministerin von
derzeit rund 150 auf etwa 180 aufstocken. Ab März sollen an Schulen mit
Lehrern, Eltern, Schülern, Kinder- und Jugendanwaltschaften
Verhaltensvereinbarungen geschlossen werden.
Gewaltprävention
Die Familienministerin konzentrierte sich
schwerpunktmäßig auf Prävention bei Gewalt gegen Mädchen bzw. entsprechende
Hilfsangebote. 22 Prozent der Burschen würden Gewalt als Konfliktlösung
einsetzen, bei den Mädchen seien es nur vier Prozent, so Bures. Initiativen
im Kindergarten und an Schulen wie die "Gender Tage" sollen
fortgeführt werden. Die Mittel für entsprechende Beratungsstellen seien um
40 Prozent aufgestockt worden, sagte Bures.
Vorarlberg für individuelle Lösungen
Zwei Länder
bemühen sich jetzt um individuelle Lösungen von Jugendgewalt und
-kriminalität. Von Erziehungscamps, "die mit Willensbruch und Autorität
arbeiten", halte sie nicht viel, so Martina Gasser vom Vorarlberger Institut
für Sozialdienste (IfS). Sie hat vor rund zehn Jahren das
Jugendintensivprogramm (JIP) mit aufgebaut, das einen individuelleren Ansatz
verfolgt. Dabei werden sogenannte "schwierige" Jugendliche auf Reisen
geschickt und sollen so über eine Neuorientierung einen Neuanfang schaffen.
Steiermark gegen "Angebote von der Stange"
Ebenfalls
keine guten Erfahrungen mit Jugendlichen in "Erziehungscamps" im Ausland hat
die Jugendwohlfahrt in der Steiermark gemacht. "Das Angebot 'von der Stange'
passt nur in den seltensten Fällen. Wir setzen auf möglichst individuelle
und flexible Angebote für die Jugendlichen", so Gerald Friedrich, Leiter des
psychologischen Dienstes des Amtes für Jugend und Familie der Stadt Graz, am
Mittwoch.