ÖVP-Gesundheitsministerin Kdolsky begründet ihren Abschied aus der Politik mit dem Neid der Parteifreunde und der Hetze durch die Medien.
"Beim Tiefseetauchen in der Strömung abzudriften ist vielleicht besser handelbar als die Bundespolitik", begründete die scheidende ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky, warum sie nach der Nationalratswahl nicht mehr für ein Regierungsamt zur Verfügung steht und sich ganz aus der Politik zurückzieht. Sie habe als Ministerin einfach nicht das Rezept gefunden, wie sie ihre Arbeit und die Ergebnisse daraus intern und in der Öffentlichkeit besser kommunizieren hätte können, um nicht zerpflückt zu werden.
Neider in eigener Partei
Mit drei großen Problemen hätte sie als
Quereinsteigerin in der Regierung kämpfen müssen. "Ich hatte in der eigenen
Partei keine Lobby und mir durch meinen Quereinstieg extrem viele Feinde
gemacht." Der Neid der eigenen Leute habe sie sehr getroffen.
Wenig Abstand zur Sache
Als zweiten Grund führte die 45-jährige
Fachärztin und ehemalige Spitalsmanagerin die Tatsache an, dass sie als
Fachministerin in die Regierung gekommen sei und daher in den Verhandlungen
viel emotionaler agiert hätte als ihre Vorgänger. Schon allein wegen ihres
fundierten, umfassenden Wissens im Gesundheitswesen habe sie nicht so eine
nüchterne Betrachtungsweise an den Tag legen können. Offenbar sei es ihr
negativ ausgelegt worden, sich in den Beratergremien mit Begeisterung in die
Diskussionen eingebracht zu haben.
Medien als Mirakel
Das Schlimmste sei für sie aber der Umgang mit
den Medien gewesen, meinte die Gesundheitsministerin resigniert. Mit ihrer
Offenheit sei sie wohl "ins offene Messer gelaufen". Ernüchtert habe sie
auch, dass die Medien in eine neue Richtung gingen, die nicht nur die
Information beinhalte, sondern "wirklich untergriffig ist".
Versteht die Welt nicht
Warum ihr Auftreten so zerrissen worden
sei, wisse sie bis heute nicht. Andere Regierungskollegen hätten weit mehr
Events besucht als sie, sagte die im Blätterwald gerne als "schrill"
bezeichnete Politikerin. Dass sie offen und ehrlich über ihre gescheitere
Ehe Stellung nahm, keinen Hehl über ihre Vorliebe für Schweinsbraten und den
damaligen Zigarettenkonsum gemacht habe (sie hat mittlerweile zu rauchen
aufgehört), sei ebenfalls negativ ausgelegt worden.
22 Gesetze realisiert
"Schade, dass ich die Zeit nicht mehr
gehabt habe, die Früchte aus meiner Tätigkeit zu ernten", bedauerte Kdolsky.
Immerhin seien in den 20 Regierungsmonaten 22 Gesetze umgesetzt worden und
acht Informationskampagnen - u.a. zu den Themen Alkohol, Wählen mit 16,
richtige Ernährung, Generika und Rauchen.
Blick in die Zukunft
Doch andererseits fühle sie sich jetzt
erleichtert, freier und sei sehr froh darüber, dass sie ein glückliches
Privatleben habe. Sorgen, dass sie nach Beendigung ihrer Ministertätigkeit
keinen Job mehr findet, hat sie nicht. Sie sei gut vernetzt und habe schon
einige Anfragen erhalten, so Kdolsky.