Lehrer wollen die Schulreform blockieren – dabei geht der Regierungsplan nicht weit genug.
Andreas Salcher schlägt Alarm. Der renommierte Autor und Bildungsexperte war bei oe24.TV zu Gast und bewertete die Bildungsreform der Regierung, die eine Autonomie der Schulen vorsieht. Doch während der Lehrergewerkschaft das Reformtempo der Regierung viel zu hoch ist, geht es Salcher zu langsam – und auch nicht weit genug. „Unsere Schulen fallen in allen relevanten Bereichen zurück!“, schlägt er Alarm. Jeder fünfte 15-Jährige könne nicht ordentlich lesen, und schon jedes zweite Volksschulkind in Wien hat nicht mehr Deutsch als Umgangssprache (siehe Interview).
Schlechte Lehrer sollen gekündigt werden können
Salcher ist zwar auch für Schulautonomie, doch der Regierungsplan geht ihm nicht weit genug. Er hätte gern mehr Wettbewerb zwischen den Schulen – und besonders brisant: Schlechte Lehrer sollen gekündigt werden können. Das traut sich die Koalition aber nicht.
»Jeder fünfte 15-Jährige kann nicht gescheit lesen«
oe24.TV: Wie bewerten Sie das Schulautonomiepaket?
Andreas Salcher: Von der Intention der Reform ist nicht viel übrig. Die Möglichkeit, sich von Lehrern trennen zu können, bleibt eine heilige Kuh. Es sind so viele Einflussmöglichkeiten der Lehrergewerkschaft, der Schulbürokratie geblieben, dass Autonomie schwer wird stattfinden können.
oe24.TV: Sie haben kritisiert, dass jeder fünfte 15-Jährige nicht lesen kann.
Salcher: Das ist der Punkt. Und es verschlimmert sich, weil in Wien jedes zweite Volksschulkind nicht mehr Deutsch als Umgangssprache hat. Wir fallen in allen relevanten Bereichen zurück.
oe24.TV: Was muss denn wirklich passieren?
Salcher: Dieser Wurf ist nicht weit genug. Es ist wie eine Planwirtschaft, die versucht, eine Marktwirtschaft zu werden, aber Experimente und ein echtes Leistungsprinzip vermeidet. Wir haben das zweitteuerste Schulsystem der Welt. Ich hätte kein Problem, wenn es das Teuerste ist, dann muss es aber auch das Beste sein.