Viel zu wenige Soldaten sind vorgesehen, der Einsatz wird sicher länger dauern, Verstrickungen in regionale Konflikte sind absehbar.
Mit der EUFOR-Militärmission im Tschad droht der EU eine Verwicklung in die dortigen regionalen Konflikte. Davor warnt eine Studie des Massachusetts Institute of Technology. Der Einsatz würde viel länger als das zunächst geplante Jahr dauern, weil danach niemand bereit sein wird, eine andere Truppe in die Region zu entsenden. Außerdem sind die vorgesehenen 3.700 Mann viel zu wenig, um die Rebellen wirklich abzuschrecken.
Luftüberwachung fehlt
Selbst der Einsatz von 12.500 Mann
wäre nicht ohne den massiven Einsatz von Hubschraubern und unbemannten
Überwachungsfliegern (Drohnen) möglichs. Wüstentaugliche Hubschrauber etwa
stehen aber nicht zur Verfügung - ein Grund, warum die Mission sich
verzögert.
In Österreich stehen gut 200 Soldaten für den Einsatz der EUFOR im Tschad bereit. Die FPÖ erwägt bereits, bei einer Parlamentssitzung noch diese Woche einen Misstrauensantrag gegen SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos zu stellen.
Scheitern programmiert?
Der Autor der Studie, der zuvor bei der
Deutschen Bundeswehr tätige Björn Seibert vom MIT, hält eine glaubwürdige
Präsenz im Einsatzgebiet für den Schlüsselfaktor für den Erfolg der
EU-Mission. Selbst 12.500 Mann ergäben nur eine Präsenz von 0,06 EU-Soldaten
pro Quadratkilometer. Sogar die Blauhelme in Ruanda waren mit einer
rechnerisch deutlich höheren Präsenz von 0,35 Soldaten pro Quadratkilometer
1994 kläglich gescheitert.
Langzeit-Mission
Die Studie verweist weiters darauf, dass nicht
absehbar ist, wie lange der Tschad-Einsatz wirklich dauern soll. Demnach ist
es nämlich unwahrscheinlich, dass die EUFOR von einer Nachfolge-Truppe der
UN nach einem Jahr abgelöst wird. Da der Konflikt wenig Chance habe, rasch
gelöst zu werden, lässt sich die EU womöglich auf eine Langzeit-Mission ein.
Je länger die Truppen im Tschad und der Zentralafrikanischen Republik blieben, umso tiefer würde sich die EU in die Konflikte der Region verstricken.