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Ex-Kanzler zu Rendi, Doskozil, Nehammer und Kickl

Vranitzky: ''Leute sind froh, dass ich noch lebe''

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Österreichs Langzeit-Kanzler (1986–1997) im Interview mit oe24.TV.

oe24.tv: Vor kurzem gab es die Falschmeldung, Sie wären gestorben. Die SPÖ hielt im Parlament eine Trauerminute ab. Was haben Sie sich gedacht?

Franz Vranitzky: Mir ist der amerikanische Schriftsteller Mark Twain eingefallen, der einmal gesagt hat, die Nachricht über seinen Tod sei reichlich übertrieben. So habe ich das empfunden. Dass der Sozialausschuss im Parlament sich spontan damit beschäftigt hat, zeigt eine gewisse Schlagkraft der parlamentarischen Arbeiter. Auf der anderen Seite war es etwas übereilt. Ich werde angesprochen, die Leute sagen, es freut sie, dass ich noch lebe.

oe24.tv: Hilft die Regierung richtig gegen die Teuerung?

Vranitzky: Der Vorwurf der Gießkanne bei den Hilfen ist gerechtfertigt. Man muss zum einen die Wirtschaft in Schwung halten, zum andern braucht die Politik aber auch Reserven für die Zukunft.

oe24.tv: Geht Nehammer den richtigen Weg mit Ungarns Orbán in der Migrationspolitik?

Vranitzky: Es ist wahrschein­lich nicht der richtige Weg. Man muss beurteilen, mit wem man sich da ins Bett legt. Die ablehnende Politik Orbáns ist ein Grund, dass so viele Flüchtlinge in Österreich landen. Man muss auch Flucht und Einwanderung aus wirtschaftlichen Gründen auseinander halten.

oe24.tv: Wie schätzen Sie Rendi-Wagner als SPÖ-Parteichefin ein?

Vranitzky: Das Tun und Wirken der Parteivorsitzenden beobachte ich und ich unterstütze sie auch. Rendi-Wagner hat den Parteivorsitz in einer schweren Situation übernommen. Vorgänger Christian Kern hat ja mehr oder weniger über Nacht das Amt verlassen. Es spricht für Rendi-Wagner, dass sie – ohne einen Tag Zeit, sich vorzubereiten – Ja gesagt hat. Die Partei hat dann in der Nationalratswahl schlecht abgeschnitten. In der Zwischenzeit ist die SPÖ wieder weit über 20 % in den Umfragen.

oe24.tv: Wie hätten Sie als SPÖ-Chef auf Landeshauptmann Doskozil und dessen Umfrage reagiert?

Vranitzky: Wahrscheinlich hätte ich meinem Zentralsekretär gesagt, er soll sich darum kümmern. Damit wäre es für mich erledigt gewesen.

oe24.tv: Ist für Sie eine Koa­lition der SPÖ und der Kickl-FPÖ vorstellbar?

Vranitzky: Auf den ersten Blick nicht. Und auf den zweiten auch nicht. 

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