Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bauen die USA ihre Truppenpräsenz in Europa weiter aus.
US-Präsident Joe Biden sagte am Mittwoch bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor dem Gipfel des Bündnisses in Madrid: "Gemeinsam mit unseren Verbündeten werden wir dafür sorgen, dass die NATO in der Lage ist, Bedrohungen aus allen Richtungen und in allen Bereichen - zu Lande, in der Luft und auf See - zu begegnen."
Ein Schwerpunkt der US-Truppenverstärkungen ist nach Bidens Angaben die Ostflanke der NATO. Hier die Details:
Das Weiße Haus kündigte an, dass in Polen "die ersten permanenten US-Truppen an der Ostflanke der NATO" stationiert würden - bisher sind sie dort auf Rotationsbasis. In Polen soll demnach unter anderem dauerhaft ein Hauptquartier des fünften US-Korps eingerichtet und ein Feldunterstützungsbataillon eingesetzt werden.
Weiter hieß es, in Rumänien und in den baltischen Staaten würden die rotierenden US-Truppen verstärkt. Zwei zusätzliche Geschwader mit F-35-Kampfjets würden nach Großbritannien entsandt.
Das Weiße Haus teilte weiter mit, in Deutschland und Italien würden zusätzliche Kräfte zur Luftverteidigung stationiert - in die Bundesrepublik werden demnach rund 625 zusätzliche Soldaten entsandt.
In Spanien werde die Zahl der US-Zerstörer von vier auf sechs erhöht. Diesen Schritt hatte Biden schon am gestrigen Dienstag gleich nach seiner Ankunft in Madrid verkündet.
In den vergangenen Monaten haben die USA die Zahl ihrer Soldaten in Europa um rund 20.000 auf mehr als 100.000 erhöht.
Die Staatssekretärin für Internationale Sicherheitsfragen im US-Verteidigungsministerium, Celeste Wallander, sagte in Madrid, aus Sicht der USA stehe die permanente Stationierung von US-Truppen in Polen im Einklang mit der NATO-Russland-Grundakte von 1977. Sie verwies darauf, dass es sich nicht um Kampftruppen handle. In der Grundakte hatte sich die NATO auch verpflichtet, auf die dauerhafte Stationierung "substanzieller Kampftruppen" im östlichen Bündnisgebiet zu verzichten. Die permanente Stationierung von US-Truppen könnte die Spannungen mit Russland weiter verstärken.
Wallander betonte: "Die Länder an der Ostflanke sind mit einer erhöhten Bedrohung durch eine russische Führung konfrontiert, die sich bereit und in der Lage gezeigt hat, militärische Angriffe auf angrenzende Länder zu starten." Auf Nachfrage machte sie keine Angaben dazu, wie viele US-Soldaten insgesamt im Rahmen des Truppenausbaus zusätzlich nach Europa entsandt würden.
Biden betonte mit Blick auf den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Angriff auf die Ukraine, die NATO werde heute dringender gebraucht denn je. Er dankte Stoltenberg dafür, "das Bündnis durch diese Krise zu führen". Stoltenberg sagte mit Blick auf den bevorstehenden Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine: "Präsident Putin ist es nicht gelungen, die Tür der NATO zu schießen. Er bekommt das Gegenteil von dem, was er wollte." Biden sagte: "Putin wollte die Finnlandisierung Europas. Er wird die NATOisierung Europas bekommen." Finnland war während des Kalten Krieges offiziell neutral.