Die Neos haben gute Chancen, jetzt wackelt aber der einzige pinke Stadtrat.
Der Wahlsieg vom Sonntag hat Bürgermeister Michael Ludwig gestern gleich drei Koalitionsoptionen und damit viel, sehr viel Verhandlungsspielraum gebracht. Der gekonnte Techniker der Macht will das in den kommenden Wochen geschickt für seine SPÖ ausspielen.
Warum Ludwig Flirt mit den Neos reizvoll findet
Die Liebe zu den Neos im Bund hält sich seitens der Stadtroten in Grenzen. Der Kurs von Neos-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr im Wahlkampf wurde aber mit Wohlwollen beobachtet. Im Umkreis von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke würde man eine Koalition mit den Pinken befürworten. Das trifft auch auf einige rote Vertreter der Wiener Flächenbezirke zu, die ohnehin nie eine Freude mit dem Pakt mit den Grünen hatten. Außerdem raten Berater Ludwig, den Seitensprung ins Pinke zu wagen. Allerdings wackelte bei der Auszählung Montagabend der einzige pinke Stadtrat – fällt der, wäre diese Variante wohl vom Tisch.
Dass die Neos in Wien mitregieren wollen, ist kein Geheimnis. Der pinke Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr hätte gern den Bildungsstadtrat -die SPÖ könnte mitspielen. Denn einen Bildungsschwerpunkt würde auch Ludwig befürworten. Die Neos in Wien seien "anders als im Bund", sagen einige Rote in Hinblick auf Wirtschaftsund Sozialpolitik, wo es keine größeren Hürden geben dürfte. Nur: Der pinke Stadtrat ist nicht besonders gut abgesichert, laut ÖSTERREICH-Infos wackelte er zuletzt. Ohne Stadtrat ist aber eine rot-pinke Koalition so gut wie vom Tisch.
Andere Optionen
Ein Teil der Stadträte -etwa Gesundheitsstadtrat Peter Hacker -, aber auch einige in den SPÖ-Bezirken sind Befürworter von Rot-Grün. Das weiß Ludwig. Er hat dieses Lager - das ihn anfänglich kritisch gesehen hatte -beruhigen und hinter sich scharen können. Aber: Rot-Grün wurde von seinem Vorgänger Michael Häupl verhandelt und gemacht. Ludwig selbst will mit seinem Wahlsieg im Rücken seine eigene Handschrift finden. In Verkehrs-und Stadtplanungsfragen müssten die Grünen um Birgit Hebein etwa ziemlich nachgeben. Schon rückte am Montagabend der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy aus und verkündete: "Wien wäre besser dran, wenn die Grünen das Verkehrsressort nicht hätten."
Von seiner Historie gilt Ludwig als Großkoalitionär. Doch meint er die "alte" ÖVP, speziell Wiens Wirtschafts-Präsident Walter Ruck. Mit den Türkisen hat Ludwig eine enden wollende Lust zu koalieren. Er setzt aber auf die Sozialpartner -unabhängig von der Stadtregierung. Am Ende wird es aber wohl eine Frage des Preises. Je nachdem, ob ihm Grüne oder Neos (wenn geht) stärker entgegenkommen, wird Ludwig letztlich seine Wahl treffen.