Was das Ergebnis für Parteispitzen bedeutet

Wer heute jubelt - und wer zittern muss

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Wann Rendi-Wagner aufatmen kann, warum Kogler nervös sein muss und ÖVP-Sorgen.

 

Es ist die erste große Wahl seit Ausbruch der Pandemie, die auch die Bundesparteichefs sämt­licher Parteien nervös macht. Für manche könnte die heutige Wahl in Wien einige Polit-Brösel oder aber Grund zur Entspannung bringen.

Wenn SPÖ 42 % schafft, Aufatmen für Rendi

Ziel. Manche sehen einen zu starken Michael Ludwig ja als Gefahr für SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner an. Da unterscheidet sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig aber von Burgenlands SPÖ-Chef Hans ­Peter Doskozil. Ludwigs Kurs – „nur keine Wellen“ – wäre mitten in der wieder ansteigenden Pandemie auch bezüglich seines Wahlsieges weiter sein Rezept. Schaffen die Stadt-Roten mehr als 40 Prozent, kann Rendi-Wagner aufatmen.

Erzielt Ludwig sogar mehr als die 42 Prozent – in Wien ist die politische Konkurrenz stärker als im Burgenland oder Kärnten –, wäre er in der gesamten SPÖ gestärkt und würde sicher selbstbewusster mitreden als bislang. Der Wiener Bürgermeister hat aber – zum Ärger mancher SPÖ-Rebellen – nicht vor, dann eine Obfraudiskussion zu führen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ludwig unter dem Wahlergebnis von 2015 (39 Prozent) liegen würde, würde aber die Stunde ebendieser Rebellen schlagen. Sie würden dann Debatten über „Gegenwind von der SPÖ-Bundespartei“ starten.

Wann es für Kurz ein 
bittersüßer Sieg wird

Hoffnungen. Die ÖVP ist in der an sich komfortablen Position, dass sie heute so oder so zu den Siegern gehören wird. Bei der letzten Wiener Gemeinderatswahl stürzten die damals noch Schwarzen auf katastrophale 9 Prozent ab. Der türkise Spitzenkandidat Gernot Blümel sollte das verdoppeln. Liegt er deutlich unter 18 Prozent, also bei 15 Prozent, wäre die Enttäuschung bei VP-Chef Sebastian Kurz insgeheim wohl groß. Sollten die Neos allerdings deutlich gestärkt werden, könnten zumindest die westlichen Bundesländer künftig stärker darauf drängen, „nicht nur auf blaue Wähler zu schielen“, wie es ein VP-Politiker aus dem Westen nennt. In der VP würden einige – hinter vorgehaltener Hand – freilich lauter gegen Blümel ätzen. Eine Debatte, die Kurz – der in der VP unumstritten bleibt – abwürgen würde.

Bei 15 Prozent ist für Kogler Welt in Ordnung

Anspannung. Die Grünen lagen 2015 bei schwachen 12 Prozent. Die Bundes-Grünen erhoffen sich zumindest 15 Prozent. Grünen-Vorsitzender Werner Kogler würde zwar niemand für nur zwölf Prozent verantwortlich machen, aber zwangsläufig Debatten über den Kurs von Birgit Hebein und damit auch Wellen für den Bund auslösen. Immerhin plakatierten die Stadt-Grünen den in Umfragen so beliebten Gesundheitsminister Rudolf Anschober.

Wiederkehr-Kurs könnte Neos im Bund prägen

Überraschung. Neos-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr war die Überraschung des Wahlkampfes. Legt er in Wien – trotz Pandemie, die nicht unbedingt einer Partei wie den Neos in die Hand spielt – zu, könnte seine betont konstruktive Linie die Neos wieder stärker prägen. Wiederkehr gab sich mittiger und weniger angriffig als zuletzt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger.

Für Strache geht es um politisches Überleben

Existenz. Für den gefallenen Ex-FPÖ-Chef geht es bei der heutigen Wien-Wahl schlicht um die politische Existenz. Schafft er mit fünf Prozent den Einzug in den Landtag, wird er eine Wiedervereinigung mit der FPÖ anstreben. Wäre sein Abstand zur FPÖ nicht allzu groß, könnte ihm das in freiheitlichen Kreisen in die Hände spielen und für Wirbel bei den Blauen sorgen. Scheitert Strache, wäre seine Polit-Karriere unwiderruflich zu Ende. Der Krieg mit seinen blauen Ex-Kameraden könnte aber auch nach der Wien-Wahl dramatisch weitergehen, da er sie so oder so Stimmen kosten wird. Ein Strache- Comeback in der FPÖ wäre vom Tisch.

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