Wirbel um Mails an Eltern

Schulen wappnen sich wieder für Home-Schooling

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Trotz Beschwichtigungsversuchen seitens der Regierung scheinen manche Direktionen mit erneuten Schulschließungen zu rechnen.

Am Donnerstag betonte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), dass in der Corona-Krise "die Schule ein vergleichsweise sicherer Ort" sei. Die Zahlen würden dies bestätigen. Sieben Schulen von 6.000 seien derzeit aufgrund von Infektionsfällen geschlossen. Rund drei Prozent der runr 5.000 durchgeführten Tests an den Bildungseinrichtungen seien positiv.

Dennoch scheint das Beschwichtigen seitens der Politik nicht vollends auch bei den Schulen selbst und den Eltern anzukommen. Immer mehr Direktionen weisen mittlerweile die Eltern in einem Schreiben hin, dass man nicht wisse, wie es nach den Herbstferien mit dem Schulbetrieb weitergehe. Daher sollten die Kinder alle Bücher, Hefte & Co. bereits am Freitag mitnehmen, um auf Home-Schooling vorbereitet zu sein. Ein entsprechender Leitfaden war der Mail beigefügt.

Grund für diese Befürchtung gäbe es aber laut Regierung nicht. Stattdessen wurde eine neue Leitlinie für ein einheitliches Vorgehen an Schulen präsentiert. Die Eckpunkte: Schnelleres Testen, schnellere Ergebnisse und dadurch weniger Quarantänemaßnahmen sowie einheitliches Vorgehen an jedem Standort. Für Unter-Zehn-Jährige gelten Sonderregeln.

Lehrer- und Elternvertreter hatten wiederholt das höchst unterschiedliche Vorgehen der Gesundheitsbehörden in den einzelnen Bundesländern bzw. Bezirken und teils viel zu langes Warten auf Testergebnisse beklagt. Mit der 48-seitigen "Hygiene-, Präventions-und Verfahrensleitlinien für Gesundheits- und Bildungsbehörden" soll es künftig ein einheitliches und schnelleres Vorgehen geben - auch wenn Faßmann betonte, dass er den zeitweise geäußerten Vorwurf von "Chaos" an den Schulen nicht nachvollziehen könne.
Angesichts der geringen Infektionszahlen bei den Unter-14-Jährigen sei es das Ziel der Regierung, den Schulbetrieb soweit wie möglich in einer vergleichsweise normalen Situation fortzusetzen - freilich "solange das vertretbar ist", betonte Anschober, der an die Eltern appellierte, ihre Kinder bei Krankheitssymptomen nicht in die Schule zu schicken und die neue Möglichkeit von Antigentest beim Hausarzt zu nutzen.

Die Schulen sollen wiederum künftig ihrer Meldepflicht rascher nachkommen können, entweder über die Rufnummer 1450 oder eigene Kanäle in den Bundesländern. Man werde sich laut Faßmann "mehr bemühen, die Testung innerhalb von 24 Stunden durchzuführen". Die Informationen über positive Testergebnisse sollen möglichst innerhalb von 48 Stunden an den Standorten einlangen.

Um "alternative Wege" aufzuzeigen, wird das Bildungsministerium den Schulen auch Antigen-Schnelltests zur Verfügung stellen. Nach den Herbstferien soll bei einem Pilotprojekt die notwendige Logistik getestet werden, danach soll diese Möglichkeit in allen Bezirken bestehen. "Die Antigentests werden, glaube ich, sehr viel verändern im Umgang mit dem Virus", sagte Faßmann.

Schnellere Testergebnisse sollen helfen, Unsicherheit aus dem Schulsystem herauszubekommen und voreilige Quarantänemaßnahmen reduzieren. Ist Quarantäne doch notwendig, gilt nun das "Standort-Prinzip": Für alle Schüler einer Einrichtung werden die gleichen Regeln angewendet, es trifft also nicht mehr die Behörde am Wohnort die Entscheidung.

Bei einem Covid-19-Fall in Volksschulen werden außerdem nicht mehr alle Mitschüler getestet und die engen Kontaktpersonen auch nicht automatisch in Quarantäne geschickt, sondern von Personen der Kategorie I zu Kategorie II herabgestuft. Eine entsprechende Empfehlung hatte Gesundheitsminister Anschober Mitte September abgegeben, nun ist die Vorgabe bindend.

Für die Schulen ist die neue Vorgehensweise rechtsverbindlich, für die Kindergärten handelt es sich mangels Bundeskompetenz nur um Empfehlungen. Allerdings sei auch für den elementarpädagogischen Bereich in den neuen Leitlinien "ausgesprochen ausführlich" festgehalten, was bei Covid-19-Verdachtsfällen geschehen soll, so Faßmann. Und noch an anderer Stelle wurden die Kindergärten vom Ministerium berücksichtigt: Dortige Pädagoginnen sollen, wie Lehrer auch, die Möglichkeit zur Gratis-Grippeimpfung bekommen. 10.000 Impfdosen wurden für diese Berufsgruppe reserviert.

Unzufrieden mit der neuen Leitlinie zeigten sich die Oppositionsparteien, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die SPÖ wiederholte per Aussendung angesichts der steigenden Infektionszahlen ihre Forderung, endlich Lehrer und Kindergartenpädagoginnen in das Corona-Screeningprogramm aufzunehmen. Das Angebot kostenloser Grippeimpfungen sei nur ein erster Schritt.

Die FPÖ warf der Regierung indes "eine weitere Steigerung der ohnehin künstlich gesteuerten Corona-Dramatik" vor: Angesichts der geringen Rolle von Kindern im Infektionsgeschehen müsse "der Testwahnsinn, die Schulschließungsorgien, der Maskenzwang und vor allem die Verunsicherung von Schülern, Eltern und Lehrer" endlich ein Ende finden.

Für NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre ist laut einer Stellungnahme entscheidend, dass Kindergärten und Schulen weiterhin geöffnet bleiben. "Das muss bundesweit einheitlich geregelt werden. Sowohl die Schulleitung als auch Lehrer_innen müssen wissen, wie sie vorgehen müssen." Außerdem fehlt ihr auch im Schulbereich weiter eine echte Teststrategie inklusive konkreten bundesweiten Vorgaben für Screenings. Die Ermöglichung von Antigen-Tests sei ein Schritt in die richtige Richtung ist, doch die Vorgaben müssten konkreter werden.

Lob für die Maßnahmen gab es vom Katholischen Familienverband, vor allem die angekündigten Antigentests und die Sonderregeln für Schüler bis zehn Jahre.

 

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