Der Ex-Bundeskanzler schwieg im Parlament zu den Vorwürfen.
Wolfgang Schüssel lauschte der Nationalratssitzung schmallippig und betont stoisch. SPÖ, Grüne, FPÖ und BZÖ attackierten den Ex-VP-Kanzler wegen seines Aufsichtsratsjobs beim Atomkonzern RWE. Dort kassiert er eine stolze Million Euro für vier Jahre – 250.000 Euro pro Jahr. Die Gegenleistung: Lobbying. Schüssel soll etwa bei Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel darauf gedrängt haben, dass sie später aus der Atomkraft aussteigt. Ein Ex-Kanzler aus dem Nicht-Atom-Land Österreich als Atom-Lobbyist – nicht nur für die Opposition ein Skandal.
Schüssel schwieg zu den Vorwürfen
Angesichts der Atomkrise in Japan verlangten denn auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig und FPÖ-Boss Heinz-Christian Strache gestern den Rücktritt des VP-Mandatars. Schüssel, bereits in seiner Zeit als Kanzler für sein Schweigen bekannt, sagte nichts. Was ihm prompt Hohn von Glawischnig einbrachte: „Ich verstehe nicht, dass Sie sich nicht äußern können und sich hinter der Zeitung verstecken.“ Und selbst SP-Kanzler Werner Faymann wetterte: „Jeder muss mit seinem eigenen Gewissen verantworten, welche Tätigkeit er ausübt.“
Mehr Gage für Atom
Seit 2008 ist Schüssel jedenfalls im Aufsichtsrat des deutschen Stromriesen. Und tatsächlich profitiert er direkt von steigendem Atomenergieverbrauch: Sein Fixgehalt beträgt „nur“ 40.000 Euro, das mit Prämien auf 250.000 Euro steigt.
Ob Schüssel wohl die Atom-raus-Strategie von Faymann und der Regierung gefällt?