Er bettelte um Hilfe - und bekam keine Hilfe. Jetzt prüft das Innenministerium, wie viele Landsleute des ermordeten Israilov Polizeischutz benötigen.
Zunächst einmal aber ließ sich Innenministerin Maria Fekter vor laufenden TV-Kameras zu der Aussage hinreißen, dass der 27-Jährige Tschetschene, der seit dem Sommer 2008 immer wieder bei den Verfassungsschützern um Polizeischutz gefleht hatte, "Polizeischutz abgelehnt habe“. Da diese Information offenbar durch nichts zu beweisen ist, heißt es aus ihrem Kabinett seither nur noch: "Kein Kommentar zu dem laufenden Verfahren.“
Rebellen-Homepage
Ebenfalls in Zweifel zog Fekter die Existenz
einer Todesliste. Wie berichtet, packte ein Überläufer – der Umar ermorden
sollte, aber die Tat nicht übers Herz brachte – im Vorjahr aus:
Tschetscheniens Präsident Ramzan Kadyrov habe eine Liste mit 5.000 Feinden.
300 davon sollen sterben. 50 Namen sind von Tschetschenen in Österreich.
Auch auf einer Rebellen-Seite im Internet steht seit einem Jahr eine
Todesliste, wobei Umar Israilov an 499. Stelle als potenzielles Opfer
angeführt ist (siehe oben).
Propaganda
Laut Innenministeriums-Sprecher Rudi Gollia sei diese
Web-Liste aber vermutlich Propaganda – und nicht jene, die von dem
Überläufer angedeutet worden war. Was der Sprecher im Gegensatz zur
Ministerin damit verrät: Es könnte – so oder so – tatsächlich eine
Todesliste existieren. Experten analysieren und übersetzen jetzt. Ob
Schutzmaßnahmen für in Österreich lebende Flüchtlinge notwendig sind, wird
sich erst zeigen. 50 Tschetschenen Polizeischutz zu gewähren, dafür fehlt
der Exekutive allerdings die Zeit, das Geld und das Personal.
Kriminell
Noch ist Umar Israilov, Opfer einer Exekution durch ein
bezahltes Killer-Kommando, nicht einmal beerdigt, versucht man nun, seinem
Vorleben einen kriminellen Anstrich zu geben. So sprach die Innenministerin
von einem normalen „Kriminalfall“. Und: Tags darauf tauchte in einer
Wochenzeitschrift das Gerücht auf, dass Israilov im August 2007 als
Schlepper bei einer Schleierfahndung im Zug von Polen nach Österreich
verhaftet worden wäre. Was verschwiegen wird: Laut Umars Anwalt wurde das
gerichtliche Verfahren eingestellt – an den Polizeivorwürfen war nichts dran.
Vater klagt an
Am Donnnerstag findet am Heldenplatz eine
Kundgebung für eine restlose Aufklärung des Polit-Mordes statt. Mit dabei
auch Umars Vater Ali, der die Behörden schwer kritisiert.