Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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Nach Griechen-Rettung bei uns anpacken

Die Differenz zwischen Umfragen und Realpolitik könnte nicht größer sein: In den Umfragen zu Hause werden Hollande und Faymann (wie fast alle der EU-Regierungschefs) von ihren Wählern abgewatscht – in Brüssel sollen die „Watschenmänner“ heute Europas Zukunft retten.

Werner Faymann ist dabei das klassische Beispiel: In der neuen Gallup-Umfrage hat er die schlechtesten Werte seiner politischen Karriere. Gleichzeitig arbeitet er so hart wie nie an der Griechen-Rettung. Seit Monaten hat er kein freies Wochenende mehr, jettet nonstop nach Brüssel, den Urlaub hat er verschoben, 18-Stunden-Arbeitstage sind die Regel. Die Wähler sehen das nicht – sie sehen zu Recht: Nichts geht weiter mit Griechenland. Nichts geht weiter bei uns.

Wenn Faymann heute als einer der Hauptvermittler den Kompromiss bei der Griechen-Rettung schafft, kann man ihm das nicht hoch genug anrechnen. Natürlich ist eine Griechen-Rettung mit einem guten Reformprogramm einem unkontrollierten Grexit vorzuziehen. Vorausgesetzt, dass endlich investiert, richtig gespart und nicht endlos Geld verbrannt wird.

Doch dem Neustart der Griechen muss auch ein Neustart auf unserer Insel der Seligen folgen. Wenn die Griechen erst mit 67 in Pension gehen können – warum dann nicht auch wir? Wenn die Griechen ihre Häfen privatisieren – warum dann nicht auch wir (in kontrollierter Form) Bahn und Post?

Unser Österreich braucht endlich Wirtschaftswachstum und Aufschwung. Wo sind die versprochenen Investitionen in die digitale Zukunft und den Wohnbau? Wo bleibt die Schulreform? Und wo – verflixt noch mal – ist endlich das Konzept für die Flüchtlings- und Asyl-Lawine?

Wenn der Kanzler heute die Griechen rettet, gebührt ihm ein Bravo. Aber dann ist der Neustart für Österreich fällig. Sonst werden die Umfragen nicht besser werden …

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