Stürzen auch wir, wenn die Griechen fallen?
Heute entscheidet Griechenland, das einst als Paradies („Irgendwann bleib i dann durt“) besungen wurde, die Zukunft von Euro und EU. Es ist eine Wahl voller Verzweiflung, eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Auf der einen Seite der linke De-
magoge Tsipras, der den Griechen eine Zukunft ohne Sparkurs verspricht. Auf der anderen der rechte Bürokrat Samaras, der sich ohne Visionen an den Euro klammert.
Zwischen Tsipras und Samaras: das Chaos. Laut Umfragen werden die beiden Polarisierer deutlich zulegen – aber keine Mehrheit für eine tragfähige Regierung schaffen.
Vermutlich wird heute Abend das griechische Chaos zur endlosen Geschichte werden. Die Griechen werden weiterwursteln.
Ein Griechen-Exit wäre langfristig klüger – aber wollen wir das Risiko?
Die EU hat viel zu lange zugewartet, um der Geiselhaft durch die Griechen ein Ende zu setzen. 237 Milliarden an Hilfsmitteln sind verloren, mittlerweile hat der Pleite-Bazillus die spanischen Banken erreicht.
Das Risiko, dass ein „freiwilliger“ Ausstieg der Griechen aus dem Euro ganz Europa ins Chaos reißt, wird größer. Wenn die Griechen die Drachme einführen (was langfristig klüger wäre, weil sie dann abwerten könnten), würde das Land zum Armenhaus Europas werden. Und vielleicht zum Dominostein, der eine Kettenreaktion auslösen kann.
Die große Mehrheit der Österreicher (60 %) will keine weiteren Hilfszahlungen an die Chaos-Griechen mehr, nur 22 % sind noch dafür.
Die Wähler haben ein sehr gutes „G’spür“ für dramatische Entwicklungen. Wir laufen Gefahr, wegen eines ursprünglich lächerlich kleinen Souvlaki-Urlaubslandes den ganzen Euro zu zerstören.
Es gibt ab morgen nur mehr zwei Alternativen, aus dem Schlamassel zu kommen: Entweder ein ambitioniertes Aufbau-Programm für die Griechen (mit Schulden-Erlass und noch mehr Geld für Wachstum).
Oder ein rasches Exit-Szenario: Griechen raus aus dem Euro. Eines muss uns klar sein: Ein Griechen-Exit ist riskant – er kann den Euro retten oder stürzen. Wenn wir die Griechen fallen lassen, stürzen wir vielleicht mit …
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