Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Deutschland zeigt uns gerade vor, was passiert, wenn die Politik in Zeiten wie diesen keinen Neustart wagt. Gegen das eindeutige Wählervotum haben sich CDU und SPD wieder zu einer „GroKo“ gefunden – und packeln auf unappetitlichste Weise ihre Ministerposten und ihre Positionen aus.
Beide Parteien betreiben mit ihrer „Großen Koalition“ Selbstzerstörung.
Die SPD befindet sich im Chaos, in das sie der machtgeile Selbstdarsteller Martin Schulz geführt hat. Der Sturz von Schulz – er verlor SPD-Parteiführung und Außenminister – zeigt: Die „GroKo“ frisst ihre Väter.
Für die CDU sieht es kaum besser aus. Dort hat die missglückte Regierungsbildung das Denkmal Angela Merkel völlig ramponiert. Auch der Sturz von Merkel dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.
Österreich hat es ausnahmsweise einmal besser als seine Nachbarn. Bei uns lief die Regierungsbildung in Rekordzeit – und brachte einen Neustart. Der extrem junge Kanzler ist im Umfrage-Hoch. Die Regierung arbeitet mit Tempo. Und wenn die neue Koalition es endlich schafft, sich in der Mitte zu positionieren und nicht am rechten Burschenschafter-Rand, kann dieser Neustart unser Land hoffentlich in Schwung bringen.
Von Deutschland lernen sollte auch die SPÖ. Martin Schulz war die Zwillingsausgabe von Christian Kern – ein „Messias“, der einen Wahlsieg versprach und ein Debakel brachte. Der grausame Sturz von Schulz sollte Kern lehren, dass man als Wahlverlierer anständig abtreten und nicht an der Macht klammern sollte.