Das sagt ÖSTERREICH

So schwer wird die Entscheidung zum Lockdown

Teilen

Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

In der Haut unserer Politiker will ich derzeit nicht stecken – was immer sie in der jetzigen Corona-Situation machen, ist vermutlich falsch. Die Anschober-Appelle an den „gesunden Menschenverstand“ sind gescheitert. Obwohl sich die Österreicher seit Wochen diszipliniert an die Maskenpflicht, das Händewaschen und die Abstandsregeln halten, steigen die Infektionszahlen.

So bleiben Kanzler Kurz nur zwei Alternativen:

  • Entweder, er will unseren Winter-Fremdenverkehr retten und die Infektionszahlen drastisch auf unter 50 (pro 100.000 Einwohner) senken – dann hilft nur ein Lockdown: Schulen, Gastronomie, Mehrzahl der Büros schließen, sanfte Ausgangssperren, sprich, soziale Kontakte reduzieren wie im Frühjahr. Damit können wir – vielleicht – unseren Ski-Tourismus retten und – vielleicht – die Reise-Warnungen aufheben …

… aber das würde unsere Wirtschaft und die Gastronomie in den Städten ruinieren, er würde unsere Kinder zu einer „Lost Generation“ machen, die Eltern noch extremer belasten, die Bürger frustrieren.

  • Die zweite Alternative: Die Wintersaison im Fremdenverkehr aufgeben oder auf ein Wunder hoffen, dass die EU-Länder ihre Reise-Warnungen trotz hoher Zahlen aufheben (weil alle gleich stark betroffen sind).Möglicherweise können wir ja auch bis zu 5.000 Neu-Infizierte pro Tag verkraften, wenn 90 % davon keine Symptome haben, die Spitäler nicht überlastet sind, die Todesraten nicht dramatisch steigen.

Vielleicht reichen Rudi Anschobers Stoßgebete an die „Vernunft“ ja, damit die Infektionszahlen nur leicht (und nicht exponentiell) ansteigen.

Entscheiden möchte ich das nicht müssen. Denn: Lockdown heißt langfristiger Zusammenbruch der Wirtschaft. Kein Lockdown heißt vielleicht Explosion der Pandemie.

Es gibt lustigere Zeiten, um Politiker zu sein …

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.