Ein Kommentar von oe24-Chefredakteur Niki Fellner.
Wer hätte das gedacht: Traditionell war die EU-Wahl in Österreich in den letzten Jahren eine Schafwagen-Veranstaltung, heuer wird sie erstmals richtig spannend.
Denn die Wahl im Mai ist die erste bundesweite Testwahl für die türkis-blaue Regierung (und die erste Chance für die Opposition gegen sie zu punkten).
Bisher hatte die SPÖ gute Chancen, bei der EU-Wahl Platz 1 zu erobern. In den Umfragen liegt Andreas Schieder nur 1 % hinter der ÖVP. Der schwarze Spitzenkandidat Othmar Karas kommt nicht vom Fleck, konnte seit der Ankündigung seiner Kandidatur nicht zulegen und liegt in den Umfragen um 7 % (!) schlechter als Sebastian Kurz im Bund.
Seit gestern sieht es für die SPÖ freilich wieder schlechter aus: Denn mit der Kandidatur von Sarah Wiener ist den Grünen ein echter Coup gelungen. Wiener hat Star-Charakter, ist eine erfolgreiche Unternehmerin und Mutter, die über die grüne Kernklientel hinaus potenzielle (vor allem auch weibliche) Wähler anspricht. Das schadet vor allem der SPÖ. Denn die ein bis zwei Prozent, die Wiener den Grünen bei der EU-Wahl zusätzlich bringen könnte, werden für die SPÖ wohl den Ausschlag zwischen Platz 1 oder 2 geben.
Das paradoxe Problem der Opposition: Die drei Kleinparteien haben mit Wiener, Claudia Gamon (NEOS) und Johannes Voggenhuber (Liste Jetzt) drei spannende Kandidaten. Aber alle drei fischen im Wählerteich der SPÖ. Damit könnten sie im Endeffekt dafür sorgen, dass die Opposition bei dieser EU-Wahl den großen Erfolg – die ÖVP auf Platz 1 abzulösen – verpasst.