Vorarlberg

Wieder Tote bei Zugunglück

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Drei Tage nach dem Zugunglück hat sich auf der Strecke Bregenz-Lindau (Lochau) neuerlich ein Bahnunfall mit einer Toten ereignet.

Drei Tage nach dem schweren Zugunglück hat sich auf der ÖBB-Strecke Bregenz-Lindau im Gemeindegebiet von Lochau neuerlich ein Bahnunfall ereignet. Nach Angaben der Polizeiinspektion Lochau ist am Neujahrsmorgen eine Frau von einem Zug erfasst und getötet worden. Nähere Informationen lagen vorerst noch nicht vor.

Unfall mit drei Toten am Samstag
Am vergangenen Freitag waren am gleichen Streckenabschnitt zwei Polizisten und ein Leichenbestatter von einem Eurocity erfasst und getötet worden. Die drei Personen waren nach einem Bahnunfall, bei dem ein 18-Jähriger von einem Zug erfasst und getötet wurde, mit der Spurensicherung und der Bergung der Leiche befasst gewesen.

Experten-Kommission ermittelt
Die Ermittlungen zur Klärung der Unfallursache liefen am Samstag auf Hochtouren. Sicherheitsdirektion und Polizei haben eine Sonderkommission mit zwölf bis 15 Experten eingerichtet, sagte der Vorarlberger Sicherheitsdirektor Elmar Marent.

Interne Erhebungen der ÖBB
Die ÖBB führen interne Erhebungen durch, deren Ergebnisse, so ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel, "umgehend an die Soko weitergeleitet werden". Die Erhebungen der Bahn konzentrierten sich auf die Auswertung von Tonbandaufzeichnungen und des Fahrtenschreibers.

War der Lokführer informiert?
Am Samstag herrschte noch Unklarheit darüber, ob der Lokführer des "Eurocity 196" (München - Zürich), der erst in Lindau seinen Dienst angetreten hatte, über die Bergungs- und Spurensicherungsarbeiten zwischen Lochau und Bregenz informiert war.

ÖBB-Gewerkschafter Ernst Lerch betonte am Samstag im ORF, er wolle den laufenden Erhebungen nicht vorgreifen, aber "Fakt ist, dass der Lokführer keine Informationen hatte, dass sich Personen auf dem Gleiskörper befinden".

Blutspuren an der Lok
Am Freitag in den frühen Morgenstunden hatte ein Lokführer gemeldet, zwischen Bregenz und Lochau habe etwas den Zug gestreift. An der Lok wurden Blutspuren festgestellt und die Polizei alarmiert. Nachdem erste Untersuchungen in der Dunkelheit keine Ergebnisse gebracht hatten, wurden die Erhebungen gegen 9:30 Uhr fortgeführt.

Tragisches Unglück
Kurz nach 10 Uhr kam es zum Unglück. Ein 63-jähriger Kriminalbeamter, eine 32-jährige Polizistin und ein 47-jähriger Leichenbestatter wurden vom "Eurocity 196" erfasst und getötet. Der Todeszug war mit 100 Stundenkilometern unterwegs. Die Opfer wurden regelrecht zermalmt. Einsatzkräfte fanden Teile der Leichen noch unter dem letzten Waggon und rundum auf dem Bahnkörper.

Zwei Menschen konnten sich im letzten Augenblick durch einen Sprung zur Seite retten. Sie sind so schwer geschockt, dass sie ebenso wie der Lokführer, von Psychologen betreut und abgeschirmt werden. Sie konnten noch nicht einvernommen werden.

Identität vermutlich geklärt
Aufgrund einer Abgängigkeitsanzeige von besorgten Eltern aus Wolfurt wurde die Identität des Todesopfers, das Auslöser für den nachfolgenden tragischen Unfall war, mit größter Wahrscheinlichkeit geklärt. "Absolute Sicherheit haben wir erst nach der Obduktion am Samstagnachmittag und der Identifizierung durch die Eltern," sagte Marent.

Doch kein Selbstmord?
Die Sicherheitsdirektion ging vorerst von einem Unfall aus. Für einen Suizid gebe es derzeit keine Anhaltspunkte. Vermutlich sei der der junge Mann in der Nacht auf den Gleisen von Lochau nach Bregenz gegangen.

Rätselhaft
Denn ÖBB-Usus ist zwar, dass nach Zwischenfällen auf eingleisigen Bahnstrecken (wie vor Ort) der Strom nicht abgeschaltet wird. Im Einvernehmen mit der Exekutive kann der Zugsverkehr auch in Bummeltempo weitergeführt werden. Rätselhaft allerdings, wieso der Eurocity dann mit Tempo 100 in eine übersichtliche Kurve jagte, in der die Ermittler auf den Geleisen tätig waren.

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Symbolbild

(C) R. Mohr

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(C) APA/DIETMAR STIPLOVSEK