Heilende Kräuter erleben im Allgäu gerade eine Renaissance. Warum ist das so und was macht die bayrischen Kräuter so interessant?
Gerti Eppel ist eine von neun Allgäuer Wildkräuterfrauen und Vorsitzende des Allgäuer Kräuterlands. Der Verein hat es sich zum Zeil gesetzt, altes Wissen um den Nutzen von Kräutern lebendig zu halten und weiterzutragen. Mit ihrem Verein und der Kräuterakademie wollen sie ihre Leidenschaft für die Kräuterwelt weitergeben. Die Kräuterexpertin verrät, was die Allgäuer Kräuter so besonders macht, wie man sie zubereitet und was man bei einem Besuch in Bayern über die Kräuterwelt lernen kann.
Rückbesinnung zu den Allgäuer Kräutern
Das Kräuterland von Gerti Eppel soll in der Region dazu beigetragen haben, dass das Thema Kräuter wieder aufleben konnte. Die Expertin meint, dass die Kräuter in aller Munde sind. Auch Zeitschriften wie "Die Allgäuerin" berichten andauernd über die Kräuter der Region, ebenso das regionale Fernsehen. Es soll sich hier nicht nur um einen Hype handeln, sondern um eine Rückbesinnung. Doch welche Kräuter sind es, die im Allgäu begeistern?
Welche Kräuter sind im Allgäu von Bedeutung?
Die Kräutervielfalt im Allgäu ist enorm. Einerseits sind es Wald- und Wiesenpflanzen, die die meisten Leute noch kennen, wie Löwenzahn, Spitzwegerich, Gänseblümchen und Brennnessel, die in Bayern wachsen. Auf der anderen Seite gibt es im Allgäu auch noch Kräuter wie den Giersch, der kaum bekannt ist. Es handelt sich um eine uralte und sehr wichtige Heilpflanze, genauso wie Klee und Gartenkräuter wie Zitronenmelisse, Beifuß, Rosmarin, Wermut oder Pfefferminze. Auch Bäume und Sträucher spielen im Allgäu eine wichtige Rolle. Der Holunder ist eine Pflanze, die im Allgäu seit jeher vorhanden ist und deren Heilwirkung nach wie vor bekannt ist.
Wann wurde die Wirkung von Wiesen- und Heilkräutern bekannt?
Die Kräuterwelt soll besonders im Allgäu einen traditionellen Hintergrund haben. Gerti Eppel erzählt, dass es schwer nachvollziehbar ist, seit wann Menschen die Heilwirkung der Kräuter kennen, da es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt. Das Wissen dürfte aber bis in die erste Menschheit zurückreichen. Schon sehr früh sollen Leute gewusst haben, wie man Lebensmittelvergiftungen mit bestimmten Kräutern heilt. Speziell im Allgäu soll beispielsweise die Wurzel der Meisterwurz seit jeher von Bergleuten als Schnaps für verstauchte Knöchel, Kopfschmerzen oder gegen Kater angewendet worden sein. Neben der Meisterwurz sind die Sanikel und die Bergarnika auch Pflanzen, die seit jeher im Allgäu zum Einsatz gekommen sind.
Wer bildet sich in der Kräuterkunde weiter?
Gerti Eppel unterrichtet nebenberuflich in der Akademie des Kräuterlands. Hier kann man sich zur WildkräuterführerIn, für die Selbstversorgung und für die Heilkunde ausbilden lassen. Weiters gibt es zahlreiche Seminare die hier bei einem Besuch in Bayern belegt werden können. Laut Eppel kommt eine bunte Mischung an Menschen in die Akademie. Einerseits sind das Mutter, die ihren Kindern die Bindung zur Natur vermitteln möchten, andererseits kommen auch HeilpraktikerInnen. Zum Großteil sind es allerdings Frauen, die in ihrem Leben etwas verändern möchten und deren Interesse an Kräutern aus irgendeinem Impuls geweckt wurde. Viele Teilnehmer stoßen auch über die Webseite auf die Akademie.
Warum hat die Kraft der Kräuter im Allgäu neben Medikamenten aus der allgemeinen Medizin Bestand?
Laut Gerti Eppel hat es im Allgäu schon immer sture Menschen gegeben, die den Ärzten nicht vertrauten. Außerdem sind die Allgäuer sehr traditionell denkend und erinnern sich, welche heilende Wirkung Kräuter schon in ihrer Kindheit hatten.
"Wir sind alle das Jahr durchgehend gesund, kein Husten, kein Schnupfen. Das zeigt mir, dass das ständige, tägliche Einbinden von Kräutern den Körper unheimlich stabilisiert und das Immunsystem aufbaut", sagt Eppel über ihre eigene Famile.
Irrtümer in der Allgäuer Kräuterwelt
Ziel des Kräuterlands ist es auch, Irrtümer in der Kräuterwelt aufzuklären. Viele glauben laut der Expertin beispielsweise, dass die Ebereschenbeeren giftig sind, doch das ist nur im Übermaß und im rohen Zustand der Fall. In diesem Fall wären auch Holunderbeeren giftig. Getrocknet kann man die Beeren der Eberesche sehr wohl essen und zu Marmelade verarbeiten. Die Beeren reinigen den Körper außerdem und stärken diesen sogar.
Optimale Kräuterzubereitung der Expertin
Eppel verrät in ihrem Interview, dass man Kräuter möglichst roh essen sollte. Alles, was gebraten oder gebacken wird, unterliegt einem Verlust der Inhaltsstoffe. Die Kräuterexpertin gibt Kräuter gerne in Salate oder Smoothies hinein. Wenn sie eine Suppe kocht, gibt sie am Schluss ein Kräutersalz zum Würzen hinein oder streut Brennnesselsamen darüber. Auch die einfachen Dinge wie ein Butterbrot oder ein Quark mit Kräutern schmecken fantastisch. Auch auf eine Brennnessel-Lasagne schwört die Expertin, den die Pflanze enthält Eisen und dieses geht beim Backen nicht verloren. Für Pesto eignen sich laut Eppel besonders Gänseblümchen oder Giersch. Gänseblümchen sollen besonders gut für die Schleimstoffe wirken.
Zu Gast im Allgäuer Kräuterland
Im Allgäuer Kräuterland gibt es mehrere Kräuterdörfer, dort werden jeweils Kräuterwanderungen angeboten. Wie es Urlaub auf dem Bauernhof gibt, gibt es dort Urlaub auf dem Kräuterhof. Außerdem gibt es mehrere Kräuterhotels und Kräuterrestaurants, die das Thema Kräuter in ihren Zimmern und Gerichten umsetzen. Sie sind im ganzen Allgäu verteilt – von Füssen über Schwangau bis nach Stiefenhofen.
Mehr Informationen: www.allgaeuer-kraeuterland.de