Nach Regenbogenfarben-Debatte

Orban sagt EM-Besuch in München ab

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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban wird dem EM-Gruppenspiel zwischen Deutschland und Ungarn fernbleiben.

Die EURO 2020 wird in der Regenbogenfarben-Debatte zum Politikum: Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban seinen Besuch beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn abgesagt. Der Reiseplan sah vor, dass Orban mt einem Privatjet um 17:30 in München landen soll. Nach dem Spiel hätte der Politiker die Nacht im Bayerischen Hof verbracht und am Donnerstag um 7 Uhr wäre es zurück in die Heimat gegangen. Doch nun soll es anders kommen - Orban will München anscheinend fernbleiben.

Offizielle Gründe für eine Absage lagen zunächst nicht vor. Im Vorfeld des finalen Gruppenspiels brachen heftige Debatten über das UEFA-Verbot für eine Beleuchtung der Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben aus. Der europäische Fußballverband hatte einen Antrag von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter abgelehnt. Die UEFA sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen“, so die Begründung.

Einschränkendes Gesetz in Ungarn

Hintergrund des geplanten Protestes ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt und in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz soll als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Orban vorangetrieben worden sein.

Orban richtete sich am Dienstag an die deutsche Politik und appellierte das UEFA-Verbot für eine Beleuchtung des Stadions in Regenbogenfarben zu akzeptieren. „Ob das Münchner Fußballstadion oder ein anderes europäisches Stadion in Regenbogenfarben leuchtet, ist keine staatliche Entscheidung“, sagte Orban am Mittwoch. In der ungarischen Hauptstadt gehören dem Ministerpräsident zufolge „die Regenbogenfarben selbstverständlich zum Straßenbild“.

Fürsprecher aus Politik und Sport

Auf der anderen Seite gab es zahlreiche Fürsprecher aus der Politik und dem Sport - selbst der deutsche Bundestrainer Jogi Löw sprach sich für die Regenbogenbeleuchtung aus: „Grundsätzlich hätte ich mich persönlich sehr gefreut, wenn man das Stadion in diesen Farben beleuchtet hätte, wenn die Lichter angegangen wären. Wichtig ist für mich jedoch bei aller Symbolik, dass diese Werte auch gelebt werden.“ DFB-Verteidiger Mats Hummels sagt: „Ich bin absoluter Freund davon, wenn man Botschaften dieser Art in die Welt sendet.“ Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder meldete sich zu Wort: „Das wäre ein sehr gutes Zeichen für Toleranz und Freiheit gewesen.“

Statt der Arena-Beleuchtung hat man sich nun etwas Anderes überlegt. Am Abend soll ein Windrad in der Nähe des Stadions angeleuchtet werden – auch das Münchner Rathaus wird mit Regenbogenflaggen geschmückt. Am Stadion werden zudem auch 10 000 Regenbogen-Fähnchen verteilt.

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